Full text: Das Flammenzeichen vom Palais Egmont

Guido Miglioli. 151 
noch eines anderen Vorwands und erklärt, daß er in China die katholischen 
Missionen verteidigen will. Über diesen Punkt will ich sehr offen sprechen, 
um so mehr, als ich dieser Tage in einer wichtigen belgischen katholischen 
Zeitung mit tiefem Schmerz einen Artikel gelesen habe, der diese Politik 
verteidigte. Wir sagen, daß der Faschismus, der in Italien die Priester ver- 
folgt und die katholischen Organisationen zerstört, keinerlei Recht hat, 
in dieser Frage zu intervenieren. 
Die katholischen Missionen laufen keinerlei Gefahr in China, solange 
sich ihre Priester nicht auf die Seite der kapitalistischen Unterdrückung 
stellen und deren hinterlistiges und schädliches Werkzeug werden. Wir 
sind überzeugt, daß, wenn dem chinesischen Volk seine Freiheit wieder- 
gegeben, es zwischen denen, die Apostel eines großen Glaubens, und denen, 
die Agenten des Imperialismus sind, unterscheiden wird. Gegen diese wird es 
ein unversöhnlicher Feind sein, jenen gegenüber jedoch wird es sich groß- 
mütig zeigen. 
Aber die ernsteste Seite des faschistischen Eingreifens besteht darin, 
daß, wenn die englisch-italienische Übereinkunft dem Faschismus die. Rolle 
eines Agent provocateur der englischen Regierung in China übertragen hat, 
sie gleichfalls England die Verteidigung des italienisch-albanesischen Paktes, 
dessen Annullierung man eben bei dem Völkerbund beantragt hat, auf- 
erlegt. England hat in dem Faschismus das gefügige Werkzeug für seine 
imperialistische Politik gefunden, aber gleichzeitig nährt es den italienischen 
Imperialismus, der, als Imperialismus eines armen Landes, das sich fort- 
während in einem Zustand wirtschaftlicher und sozialer Krisen befindet, be- 
reit ist, jede Gelegenheit, um Krieg und Raub zu treiben, aufzugreifen. 
Aus der Allianz dieser beiden imperialistischen Länder rühren her: der 
Vertrag, der Albanien zu einer Kolonie machen und neue Unruhen auf dem 
Balkan verursachen wird; der Vertrag über die Aufteilung Abessiniens und 
die Übereinkunft über die Oase Djaraboub, über Somaliland und über die 
Landstriche jenseits Djouba. 
Mit der Ergreifung der Macht durch den Faschismus wurden die 
Methoden der italienischen Kolonialpolitik radikal geändert. Alle Ver- 
sprechungen und selbst die Verpflichtungen für konstitutionelle Reformen, 
die der arabischen Bevölkerung einige schwache Rechte gesichert hätten, 
wurden öffentlich abgeleugnet. Eine „starke“ Politik setzte ein, d. h. an 
Stelle eines verschleierten Raubes setzte man den offenen, brutalen. An die 
Spitze stellte man faschistische Führer, die wegen ihres Vorgehens gegen 
die italienischen Arbeiter berüchtigt waren: nach Somaliland sandte man 
De Vecchi, der für die Massakers im Dezember 1922 in Turin verantwort- 
lich ist, nach Libyen De Bono, einen der mit der Ermordung Matteottis 
Beauftragten. Sie führten ihre Aufgabe mit dem Eifer durch, den man 
von ihnen erwartete. 
Das Flammenzeichen vom Palais Egmont. 
11
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.