Full text: Das Flammenzeichen vom Palais Egmont

1 Der Kolonialhunger des neuen deutschen Imperialismus, 
den Krieg nur geführt werden kann, wenn er zugleich ein Kampf ist gegen 
Kapitalismus und Imperialismus. Die Internationale der Kriegsdienst- 
verweigerer, deren Grüße ich auch zu überbringen habe, ist eine Or- 
ganisation, aus der Männer hervorgegangen sind, wie Sie sie ja in diesen 
Tagen so wundervoll erlebt haben, wie unsere Freunde Lansbury und Brock- 
way, und ich glaube, der größte Teil derer, die zu der Englischen Unab- 
hängigen Arbeiterpartei gehören. In ihrer Gesinnung des aktiven Wider- 
standes gegen den Krieg, des Nichtteilnehmenwollens am Kriege, haben sie 
nicht nur negative Resultate zu verzeichnen. Sie haben gesehen, wie sie 
schon nach dem Kriege damals dem Kriege gegen Rußland ein Ende gemacht 
haben, und wir haben jetzt so wundervoll und tröstend erlebt, wie aus dem 
Kreise dieser Männer und Frauen auch der Widerstand gegen den Krieg 
gegen China organisiert wird. Aus diesem selben Geiste heraus geboren ist 
auch jene andere Bewegung, die wir in Indien erlebt haben, und die ein 
großes moralisch-politisches Ergebnis, möchte ich sagen, für die ganze Welt 
gewesen ist, die Bewegung, die sich in Indien unter Führung von Ghandi ge- 
zeigt hat. Wir haben gesehen, daß auch ein großer nationaler Befreiungs- 
kampf mit Mitteln geführt werden kann, die denen der Gegner an Vornehm- 
heit unendlich überlegen sind. Es ist vielleicht das tragischste Hemmnis 
für die Menschheit, daß die Befreiungskämpfe der Menschen nicht immer 
geführt werden konnten, wie wir das wünschen müssen, mit den reinsten 
und edelsten Mitteln, sondern daß so oft der unedle Gegner denjenigen, der 
für die Freiheit und für die höhere Entwicklung kämpft, zwingt sich zu 
denselben niedrigen und bösen Mitteln des Tötens, des Zerstörens, herabzu- 
lassen. Ich sage, das ist eines der tragischsten Hemmnisse. Wir müssen uns 
ganz klar darüber sein und müssen, wenn wir wirklich der Unterdrückung 
in der Welt ein Ende machen wollen, jedenfalls bis zum äußersten ‚vertr 
suchen, das mit unseren Mitteln zu tun. Denn auch die Mittel bestimmen 
unser Ziel und verändern unser Ziel. Also wir müssen soweit als irgend mög- 
lich, eben um der höheren Ziele willen, auch die höheren Mittel anwenden. 
Wir haben gerade durch das Erlebnis in Indien gesehen, wieviel die Völker 
einander zu geben haben, und wir haben aus alledem, was wir in diesen 
Tagen hier Unvergeßliches erlebt haben, gesehen, daß eine ganz neue Art 
der Weltanschauung im höchsten Sinne sich in uns anbahnen muß. Wir 
haben gesehen, daß der Reichtum der Welt, der Reichtum an menschlichen 
Entwicklungsmöglichkeiten erst dann vollendet ist, wenn wir alle Völker zu 
ihrer vollen Entwicklung kommen lassen, wenn wir jedes Volk das dem 
Ganzen geben lassen, was es aus seiner besonderen Art, aus seinen besonde:- 
ren Erlebnissen heraus, zu geben hat. 
Da ich vielleicht eine der wenigen Frauen bin, die hier auf diesem Kon- 
greß das Wort bekommen, darf ich wohl auch noch ein Wort nicht für eine 
unterdrückte Nation, aber für ein in manchem auch noch unterdrücktes 
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