Dr. phil. Helene Stöcker. 167
Geschlecht sagen. Ich möchte Sie alle bitten, die Sie für die Freiheit, für die
Befreiung aller Nationen, aller Klassen kämpfen, vergessen Sie auch nicht
den Kampf für die Freiheit und für die Entwicklungsmöglichkeit für das
weibliche Geschlecht. Es gibt noch viele Freiheitskämpfe. Sie selbst werden
das wissen, der Mensch ist nun einmal oft so einseitig eingestellt, daß er in
einer Hinsicht ungeheuer freiheitsliebend und fortschrittlich ist, und auf
einem anderen Gebiete, ohne daß er es selbst oft weiß, recht rückständig und
egoistisch. Wenn wir wirklich diesen Kampf, der einer der größten und
herrlichsten Kämpfe ist, die wir führen können, den Kampf gegen Imperia-
lismus, gegen Unterdrückung irgend einer Nation, erweitern zu einem Kampf
gegen Unterdrückung, gegen die Grausamkeit im Menschen gegenüber dem
Menschen, dann können wir sagen, daß in der Tat mit diesem Kongreß einer
der herrlichsten, einer der bedeutsamsten Kämpfe für die Befreiung der
Menschheit begonnen hat.
In diesen Tagen wird das Andenken Beethovens gefeiert, und ich habe
in diesen Tagen, während ich hier saß, immer an seine wundervolle Neunte
Symphonie denken müssen, und ich möchte, daß unsere ganze Arbeit, die
weiter geschieht, in diesem Sinne geführt wird, daß wir uns bewußt sind:
Alle Menschen werden Brüder!