Dieses Menetekel, unterstrichen durch öffentliche Aeuße-
rungen pessimistischer Volkswirtschafter, die Verlag und Buch-
handel ihr Ende in zwei oder drei Riesenkonzernen voraussagten,
führte zy wirtschaftlichem Nachdenken. Zweierlei Preise
sollen helfen; eine Reihe schönwissenschaftlicher Verleger will
ihren älteren Verlag vorübergehend herabsetzen, für die neueren
Erscheinungen aber an den hohen Preisen festhalten, bis sich
das Publikum an: diese gewöhnt hätte.
Gegen diesen Einfall erhebt sich die volkswirtschaftliche
Vernunft. Seither spricht man von Rationalisierung, und das
Wort kann hier in seinem einfachsten Sinn aufgefaßt werden,
ohne den megaphonen Metallklang des Schlagworts. Bei gründ-
licher Untersuchung der wirtschaftlichen Tatbestände im Buch-
gewerbe stößt man auf so zahlreiche Quellen der Vergeudung
von Kraft, Zeit und Stoff und der betriebstechnischen Rück-
ständigkeit — allesamt der Ueberbetonung der individuellen
Arbeit entflossen — daß hier vieles schon einen Fortschritt
bedeutet, was in anderen Wirtschaftszweigen eine Selbstver-
ständlichkeit war, ehe man dort von Rationalisierung sprach.
Ein Studium dieser Art führt zu Einsichten, die ebenso viel
Forderungen darstellen, Reihen wir sie in schlichter Kette auf:
Die hohen Bücherpreise, verglichen mit den unverhältnis-
mäßig billigeren Angeboten der Buchgemeinschaften und anderer
Massenbüchereien, haben das Publikum nicht nur der materiellen
Möglichkeit zu kaufen beraubt, sondern auch des Vertrauens in
den kaufmännischen Sinn, wo nicht Anstand des Verlegers und
Buchhändlers, Die Herabsetzung der Preise für einen Teil der
vorhandenen Verlagserzeugnisse kann dies Vertrauen nicht
wieder herstellen, sondern nur noch mehr erschüttern, Die erste
Aufgabe ist also Schaffung eines neuen einheitlichen
Preisstandes, der zu den Preisen der billigen Massen-
herstellung keinen größeren Abstand bestehen läßt, als ihn die
Vorteile der freien Wahl und der persönlichen Beratung im
Laden rechtfertigen,
Der Buchpreis setzt sich aus so mannigfaltigen Komponenten
zusammen, daß das Ziel nur durch gleichzeitige Wahrnehmung
aller Vorteile in Herstellung, Werbung, Lieferung und Finanzierung
zu erreichen ist. Der einzelne vermag da wenig, Zusammen-
schlüsse viel. Nur die Ausnützung kollektiver Arbeits-
methoden kann die mittleren Unternehmungen erhalten — und
das sind volkswirtschaftlich betrachtet auch die meisten „Groß-
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