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von Kapitalisten und Bankiers in Amsterdam übernommen
und an der dortigen Börse gehandelt wurden, Ihre Geschichte
gliedert sich in vier große Epochen. In der ersten (1694 bis
1830) wurden ausländische Effekten fast ausschließlich zur
Erzielung von Spekulationsgewinnen oder als möglichst
sichere hochverzinsliche Kapitalanlage gekauft, vor allem in
Holland, das im 18, Jahrhundert weit mehr Kapital in aus-
ländischen Effekten angelegt hatte, als England und Frank-
reich. Ein Drittel der englischen Staatsanleihen war damals
im Besitze holländischer Kapitalisten; englische, franzö-
sische, Österreichische und dreißig Anleihen deutscher
Staaten wurden an der Amsterdamer Börse notiert. Die Re-
volutions- und napoleonischen Kriege zerrütteten indessen
Hollands Kapitalreichtum, so daß 1813 England an seine
Stelle trat. Es gewährte 1813—1815 den drei finanziell er-
schöpften Großmächten Rußland, Österreich und Preußen elf
Mill. Pfund, den kleineren Staaten 4 Mill. Pfund Subsidien
und finanzierte nach dem Kriege nicht nur diese, sondern
auch die neugegründeten Staaten in Süd- und Mittel-
amerika, vor allem aber Nordamerika. Die großen Staaten
wie Preußen, das 1818 durch Vermittelung des Londoner
Bankhauses N, M. Rothschild & Sons 5 Millionen Pfund dort
aufnahm, zahlten 5 Proz., die kleineren Länder 6 Proz,,
die südamerikanischen Staaten 8—10 Proz. In den dreißig
Jahren 1818—1848 wurden fremde Staatsanleihen im No-
minalwert von 94,7 Millionen Pfund in England emittiert.
Allein in den Jahren 1824 und 1825 kamen über 20 Millionen
Pfund Anleihen südamerikanischer Staaten, sowie große
Mengen von Montanaktien an die Londoner Börse, eine Über-
schwemmung, die indessen von der englischen Regierung aus
politischen Motiven begünstigt wurde, da sie Spanien durch
die finanzielle Stärkung seiner früheren Kolonien schwächte,
vor allem aber der von dem Präsidenten der Vereinigten
Staaten Monroe in seiner Jahresbotschaft vom 2. Dezember
1823 aufgestellten Doktrin durch Gewinnung wirtschaft-
lichen Einflusses entgegentreten wollte.
. Nach der durch die Überspekulation in südamerika-
nischen Werten entstandenen Londoner Börsenkrisis von
1825 begann in England, dann in Frankreich, später auch
in Deutschland die Zeit des maschinenindustriellen Auf-
schwungs. Der Dampfwebestuhl fand allgemeine Anwendung
im Textilgewerbe, zahlreiche Eisenbahnlinien wurden gebaut,
Lokomotiven und Maschinen über den Landesbedarf hinaus
fabriziert, In der zweiten Epoche des internationalen Effek-
tenkapitalismus (1830 bis 1891) war die Kapitalausfuhr
daher vor allem Schrittmacher der englischen und fran-