NACH DEM THEATER... NACH DER ABENDUNTERHALTUNG 617
Unsere schönen, gepflegten Gaststätten, ihre Küchen und ihre Keller
sind wieder auf der vollen Höhe der Vorkriegszeit, Wollen wir sie einsam
auf der Höhe sitzen lassen? Wollen wir ihnen das Leben, den Lebens-
kampf noch schwerer machen, indem wir uns abgewöhnen, unsere freien
Abendstunden festlich im festlichen Rahmen zu begehen?
In diesen Tagen, als der D-Zug mich in rascher Fahrt aus der Reichs-
hauptstadt wieder ins heimische Baden-Baden entführte, las ich zufällig
eine interessante Devise, der man hoffentlich recht oft begegnen wird:
„Nach dem Theater, nach der Abend-Unterhaltung gleite man
mählich in die Welt der Wirklichkeit zurück und weile noch
ein wenig bei frohem Mahle, bei ediem Trunk, damit auch der
Körper sein Teil bekomme. Das gibt einen guten Stimmungs-
ausgleich, das läßt uns heiteren Sinnes heimkehren und die
Erinnerung an den schönen Abend lange noch in den grauen
Alltag hineinklingen.“
Grauer Alltag! Muß er immer um uns sein? Nein! Dieses Motto sei
auch das unsere. Wie es mich dazu begeisterte, mir mit dieser kleinen
Plauderei die Erinnerung an unendlich viele schöne Stunden „nach dem
Theater“, „nach der Abend-Unterhaltung“, bei Becherklang und gutem
Mahl in die Erinnerung zurückzuzaubern, so möge diese Devise alle
dem trockenen, nüchternen Alltag gern entfliehenden Mitschwestern und
Mitbrüder anfeuern, die schöne Gepflogenheit der Vorkriegszeit wieder
zum Leben zu erwecken, Darum: Auf Wiedersehen heute abend nach
dem Theater im schönen Speisesaal des Palast Hotels oder des Restaurants
Universum. und zwar festlich im Gesellschaftskleid und Smoking.
Nun lasse ich noch zwei humoristisch gehaltene Skizzen aus
meiner Feder folgen, mit denen ich zeigen will, wie derartige
kleine Plaudereien beschaffen sein müßten, um Interesse bei
den Lesern und also auch Entgegenkommen bei den Zeitungs-
redaktionen zu finden. In beiden heiteren Skizzen versuche ich,
ganz unaufdringlich für den deutschen Wein zu werben, Feuille-
tonistisch gehaltene Plaudereien ähnlicher Art haben immer
Aussicht, namentlich von kleineren Zeitschriften und Zeitungen
veröffentlicht zu werden. Verwendung dieser Skizzen gestatte
ich unter der Bedingung, daß mir davon vorher Mitteilung ge-
macht und dann Belegexemplare übermittelt werden.
DAS STEINBERGER GABINETSTÜCKCHEN
Horst Stolzenberg war nur dem befreundeten Direktor des Palast-Hotels
zuliebe zum Tanzabend gekommen, Er war durch ein Übermaß von Ge-
selligkeit und Tanz übermüdet, etwas blasiert und sagte sich eigen-
äinnig:
Ich mache nicht mehr mit! Es ist alles dummes Zeug. Diese modernen
Tänze und diese modernen Tänzerinnen. Brr! Puh! Ein goldenes Glas
Wein vom Rhein ist mir tausendmal lieber.