Arbeit wird durch niemand normiert, — sie wird einzig
durch die Erfordernisse des Unternehmens bestimmt.
Ganz anders ist die Psychologie des wirtschaftlichen Orga-
nisators im sozialistischen Staate. Hier ist er nur ein Be-
amter. Wird er auch besser als der Arbeiter entlohnt, — wo-
zu sich der auf dem Grundsatz der Gleichmäßigkeit aufge-
baute Staat nur schwer entschließt —, SO hat dieses Mehr
an Entlohnung keine Bedeutung als Ansporn zur Arbeit.
Denn das Risiko des Unternehmens lastet nicht auf dem
Organisator, sondern auf dem Staate; jener verliert also nur
wenig im Falle des Mißerfolgs, gewinnt aber auch nichts im
Falle des Erfolgs. Dazu enthebt ihn der Mangel einer rich-
tigen Kalkulationsbasis beinahe der Möglichkeit, kontrol-
liert zu werden. Hat er seine 6 oder 8 Stunden im Bureau
gewissenhaft gearbeitet, so glaubt er seine Pflicht erfüllt zu
haben. Allein das wirtschaftliche Schaffen erfordert doch
etwas anderes als formal korrekte Pflichterfüllung,
Viele Mißerfolge unseres sozialistischen Aufbaus stehen
denn auch in einem evidenten Zusammenhange mit den Män:
geln in der Psychologie unserer Organisatoren. Man hat von
den Bauern Millionen Pud Kartoffeln erhalten — und ver-
faulen lassen; man stapelt Holz auf — es wird gestohlen
u. dgl. m. Man kann sicher sein, daß, wenn ein kapitalisti-
scher Unternehmer sich zur Lieferung von Kartoffeln oder
Holz verpflichtet, jene nicht verfaulen werden, und dieses
nicht gestohlen wird. Denn der Unternehmer wird sich
nicht so leicht den Gewinn entgehen lassen, um den er sich
bemüht, und mit Zähnen wird er ein Attentat auf sein Kapital
abwehren. Auf einem Meeting klagten die Arbeiter darüber,
daß die vom Außenhandelskommissariat eingekauften Schuhe
sich als schlecht erwiesen haben. Hierauf erklärte der Ver-
treter des Kommissariats: Wir, Proletarier, sind ja keine
Kaufleute, und so haben uns die amerikanischen Kapita-
listen, die die Schuhe lieferten, über den Löffel barbiert.
Diese Erklärung nahmen die Arbeiter mit einer proletari-
schen Gutmütigkeit hin. Die kapitalistische Wirtschaftsord-
nung aber kennt eine solche Gutmütigkeit nicht; ein Kauf-
mann, der sich beschwindeln läßt, wird nicht lange seines
Amtes walten, und es gibt für ihn keine Entschuldigung.
Aber dem Sowjetbeamten fehlt es an Energie und Tatkraft
nicht nur zu einer gehörigen Organisation der Produktion,
sondern auch zu einer offenbar noch einfacheren Aufgabe
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