Full text: Das Jungdeutsche Manifest

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bindung mit bem Träger des Staatswesens besteht eigentlͤch nur 
in kleinen Gemeinden, in denen der Vorsteher dieser Gemeinden auf 
Grund besonderer Verhältnisse in der Lage ist, jeden einzelnen Staats⸗ 
bürger zu kennen. In den Großstädten aber stellt sich der Staat 
dem einzelnen Bürger nur in Form von großen Geschäftszimmern 
oder Verwaltungsgebäuden dar. Auf Grund der Gliederung besteht 
schon rein technisch kaum eine Möglichkeit, zwischen dem Vertreter 
des Staates und dem Staatsbürger ein Vertrauensverhältnis her⸗ 
zustellen. Hierdurch ist in den weitesten Vollkskreisen eine Gleich⸗ 
gültigkeit gegenüber dem Staate entstanden, die sich vielfach zur 
Staatsfeindlichkeit entwickelt. Der Staat muß da sein, aber man 
liebt ihn nicht. 
Wenn wir in jene Zeiten deutscher Vergangenheit zurückblicken, 
in denen das deutsche Volkstum eine aktive Werbekraft besaß und 
wenn wir dabei feststellen, daß dies in einer engeren Verbindung 
zwischen Staat und Volk begründet war, so muß sich der Blick auf 
die Einrichtungen der Vergangenheit richten. Der Vertreter jenes 
alten Staates war dem damaligen Staatsbürger kein Fremder. Aus⸗ 
gestattet mit Befugnissen der Rechtspflege, Schirmherr von Leben 
und Eigentum, ja selbst der Ehre der ihm anvertrauten Volks— 
genossen, war er eine Persönlichkeit, die mit jedem Einzelnen eng 
verbunden war. 
Die jungdeutsche Auffassung vom Volksstaat strebt 
nach der inneren Verbindung zwischen dem Vertreter 
des Staates und den ihm anvertrauten Staats— 
bürgern zurück. Die Vertreter des Staates sollen 
sich in der Führerschaft verkörpern. Die Bindung 
des Staatsbürgers an seinen Führer ist gleichzeitig 
die Bindung an den Staat. 
Der Staat uno die Erstehung der Füuhrerschaft 
Das Volk erhob sich gegen den alten Staat, weil er auf Grund 
eines ungleichen Wahlrechtes dem einzelnen Staatsbürger die gefor— 
derte Mitbeteiligung an der politischen Führung nicht gab. Die 
moderne parteiistische Republik hat das allgemeine und gleiche Wahl⸗ 
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