3. Die Stabilisierungskrise.
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zuhalten beginnt. Dies gilt nicht nur von dem Verhältnis des Ver
brauchers zum Kleinhandel, sondern auch von diesem letzteren zum
Großhandel und von diesem zur Industrie. Nun werden die Läden
leer, neue Aufträge bleiben aus, die Beschäftigung geht allenthalben
zurück. Auch in den Handelsbeziehungen zum Ausland vollziehen
sich jetzt Wandlungen. Die Begünstigung durch die Wirkung sinken
der Valuta als Ausfuhrprämie und als Einfuhrzoll hört auf, die Aus
fuhr beginnt abzunehmen, die Einfuhr zu steigen. Welchen Um
fang diese Absatzstockungen annehmen und wie lange sie andauern,
hängt in erster Linie von der Preisgestaltung im Inlande ab. Je ra
scher und entschiedener hier Industrie und Handel mit den Preisen
heruntergehen, um so schneller kann diese krisenhafte Übergangs
zeit überwunden werden.
Mit dem Gesagten sind jedoch die Ursachen einer solchen Stabi
lisierungskrise keineswegs erschöpft. Mit dem dauernden Sinken
der alten Währung verliert diese, wie es ja auch in Deutschland mit
der Papiermark geschehen ist, immer mehr ihre Funktion als Wert
aufbewahrungsmittel. Mit der Stabilisierung kommt nun, wenn man
dem neuen Geld Vertrauen schenkt, ein Zahlungsmittel auf, das diese
Eigenschaft wieder besitzt. Jetzt hat es wieder einen Sinn, zu
sparen, und wir wissen ja auch alle, wie langsam die Rentenmark
in den Verkehr floß und wie stark sie anfangs gehamstert worden ist.
Damit ging die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes zurück, eine Tat
sache, die ebenfalls die Absatzstockung verstärken mußte.
Noch ein weiteres Moment kam hinzu, das nach der gleichen
Richtung hin wirksam war. Wenn oben dargelegt wurde, daß in der
Zeit des Marksturzes keine größeren Kassen Vorräte und Bankgut
haben vorhanden gewesen waren, so mußte dies nun nach der Stabi
lisierung, nachdem die Tätigkeit der Notenpresse eingestellt war,
zu erheblichen Schwierigkeiten im geschäftlichen Leben führen. Der
Kaufmann hatte seine Tageseinnahmen möglichst schnell in neuen
Waren angelegt, der Unternehmer hatte mit seinen entbehrlichen
Betriebsmitteln Erweiterungen vorgenommen und Maschinen und
Rohstoffe gekauft. Der Landwirt war nicht immer in der gleichen
Lage wie Kaufmann und Unternehmer, um der Gefahr der Geld
entwertung zu entgehen, den Erlös seiner Ernte sofort in Sachwerte
umzuwandeln. Das verbot sich vielfach durch die Natur des land
wirtschaftlichen Betriebes. Es blieb ihm in der Regel kein anderer
Weg übrig, als während der Geldentwertung mit dem Verkauf seiner
Vorräte möglichst zurückzuhalten und diese nur dann abzugeben,
wenn es für ihn notwendig war oder wenn sich für ihn eine Ge
legenheit bot, den Erlös sofort wieder in anderen Gütern anzulegen.