Full text: Autofernstraße Berlin, Leipzig, München, Rom

mobilisten es sich sehr überlegen werden, auf der Nur-Autostraße Ab- 
gaben zu zahlen, wenn sie auf den alten wieder instandgesetzten Straßen 
fahren können. Nach der Erbauung der Bautzener Brücke fuhren die 
Landwirte noch lange unten herum über die alte Brücke und nahmen 
den Umweg und 30 m Gefälle in Kauf, nur um nicht die 20 Pig. Brücken- 
geld bezahlen zu müssen. 
Schließlich möchte ich Ihnen noch einige Angaben über die ober- 
italienische Nur-Autostraße machen, die mehrfach im Schrifttum und in 
der Tagespresse beschrieben worden ist, so daß ich mich auf die Haupt- 
sachen beschränken darf: Mailand—Gallarete—Varese, 14 m breit, 33,1 km 
lang, Gallarete—Vergiate, Lainate—Como und Gallarete—Varese, 11 m 
breit, 51,9 km lang. Gesamtlänge also 85 km; Bauart: Betonstraße 
mit Bitumenüberzug. Die Finanzierung ist erfolgt durch ein Gesellschafts- 
kapital von 50 Millionen Lire und durch die Ausschüttung von 25 Millionen 
5 %iger Obligationen. Der italienische Staat gibt nur für dieses eine Unter- 
nehmen von 85 km Länge auf die Dauer von 50 Jahren eine Subvention 
von 1,5 Millionen Lire jährlich. Nach Ablauf der 50 Jahre werden die 
Straßen Staatseigentum. An Abgaben werden erhoben für einmalige 
Fahrt 15 bis 26 Lire, für Hin- und Rückfahrt 22,50 bis 37,50 Lire (1 Lira 
= 18 Pfg.). Dann gibt es Jahresabonnements zu 1350 bis 2250 Lire. Die 
Bilanz wird von Herrn Geheimrat Otzen wie folgt angegeben: Ein- 
nahmen: Fahrten 5,4 Millionen Lire, Reklame, Lizenzen 1,6 Millionen, zu- 
sammen 7 Millionen Lire. Ausgaben: Betrieb 1 Million Lire, Steuer 
0,3 Millionen, Rücklage 0,2 Millionen, zusammen 1,5 Millionen Lire. Über- 
schuß 5,5 Millionen Lire. Kapital 84 Millionen Lire, Verzinsung 6,5 %., 
Tägliche Fahrtenzahl 750, jährliche Fahrtenzahl 270 000. Die Verwaltung 
aimmt für den km 5 Pfg. durchschnittlich und hat wohl 1 Million Mark 
aingenommen. 
Y. Kritische Be- 
rachtung beider 
Pläne. 
Ich möchte nun beide Probleme kritisch miteinander vergleichen. 
Gehen wir von der Nur-Autostraße aus. Das Baukapital für den Bau von 
15 000 km oder auch nur von 5000 km Nur-Autostraßen kann meines Er- 
achtens in absehbarer Zeit nicht aufgebracht werden; denn bei den Kosten 
von 2 Million Mark für den km beträgt es 7’ Milliarden für das große, 
22 Milliarden Mark für das kleine Netz. Wohl aber kann ich mir vor- 
stellen, daß ein einzelnes Unternehmen, besonders ein solches von kurzer 
Länge, durchführbar sein wird, wenn sich die Wirtschaftlichkeit nach- 
weisen läßt. Trotzdem wird man auch die Planungen größerer Unter- 
naehmungen zunächst studieren müssen. 
Aber abgesehen davon, ob die Wirtschaftlichkeit nachgewiesen wird 
der nicht, scheint mir die Notwendigkeit der Nur-Autostraßen auf große 
Entfernungen aus Verkehrsgründen heute und auch in der nächsten Zu- 
kunft, soweit man da überhaupt schätzen darf, nicht vorzuliegen. Auf die 
Tatsache. daß nach den Verkehrserhebungen ein Fernverkehr nicht nach-
	        
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