Full text: Weltwirtschaftliche und politische Erdkunde

148 ERSTER TEIL: GEOGRAPHISCHE GÜTERLEHRE 
langsam an die Kalidüngung; dafür aber zeigte das Ausland von vornherein 
eine starke und stetig steigende Nachfrage, Der wichtigste Käufer wurde die 
Union, die, nachdem sich eine Abnahme des Ertrages ihrer Getreide- und 
Baumwollfelder bemerkbar machte, zur künstlichen Düngung überging und 
zuzeiten fast die Hälfte der deutschen Kalisalze und -fabrikate verbrauchte. 
Mit Beginn des 20. Jahrhunderts aber trat doch eine immer fühlbarer werdende 
Überproduktion ein. Sie führte zu einem Sinken der Preise und zu einer Krise 
auf dem Kalimarkt, die das Eingreifen der Regierung nötig machte (Kaligesetz 
von 1910). Während des Krieges hörte die Kaliausfuhr ganz auf; dafür aber 
zeigte die deutsche Landwirtschaft eine 
rasch wachsende Aufnahmefähigkeit. Man- 
cher deutsche Landwirt hat erst im Kriege 
den Wert der Kalidüngung kennen und 
schätzen gelernt. 
Auch nach dem Kriege wurde 
zunächst der weitaus größte Teil der 
deutschen Kalierzeugung vom deut 
schen Markt, und zwar ganz vor 
wiegend von der Landwirtschaft, auf 
genommen, während der Absatz in 
das Ausland erst ganz allmählich sich 
wieder anbahnte, obwohl die großen 
überseeischen Landwirtschaftsstaaten 
geradezu unter Kalihunger litten. Es 
ist wahrscheinlich, daß die schlech- 
ten amerikanischen Ernten während 
der letzten Kriegsjahre zum Teil 
durch den Mangel an Kali verursacht 
wurden. : Dazu kam der Wettbewerb 
der elsässischen Kalierzeugung, der 
sich gerade auf dem amerikanischen 
Markt fühlbar machte. Während noch 
1919 die Kalieinfuhr der Union sich 
auf Deutschland und Elsaß wie 93:7 
verteilte, war das Verhältnis 1923 wie 
70:30. Der Kampf um den Absatz, 730 Salpeterfelder in Chile. 
der für beide Teile Verluste bedeu- (Nach H. Steffen) 
tete, führte schließlich zu einer Eini- 
gung über Preisregulierung und Absatzmengen in einem im Frühjahr 
1926 für zehn Jahre geschlossenen deutsch-französischen Kaliabkommen, 
das allerdings für Deutschland nicht allzu günstig ist. 
Bei der Verteilung der bis heute bekannten Kalivorkommen, bei 
den günstigen Ausbeutungsverhältnissen der mitteldeutschen Lager in 
einem an Arbeitskräften überreichen Gebiete wird jedoch auch künftig 
Deutschland der Hauptlieferant für den Weltbedarf an Kali 
bleiben. In den letzten Jahren konnte es bereits wieder fast zwei 
Fünftel (1927: 37%) seiner Förderung an das Ausland absetzen. 
Während also Deutschland einen großen Teil der Welt mit Kali 
versorgt, war es in einem anderen wichtigen Düngemittel, dem Sal- 
peter, bis zum Kriege ganz von der fremden Zufuhr abhängig.
	        
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