Full text: Die deutsche Kaliindustrie

Ausführungen des Sachverständigen Hofer 
über die sozialen Auswirkungen 
der Rationalisierung in der Kaliindustrie 
- ‚eingereicht: 6. März 1928 ; 
nachgeprüft und ergänzt: 3. April 1929. 
Die Kaliindustrie nimmt im Rahmen der Montanindustrie nur einen 
verhältnismäßig kleinen Raum ein. Doch in keiner anderen Industrie- 
gruppe hat die Rationalisierung und Betriebskonzentration einen 
solchen Umfang angenommen wie in der Kaliindustrie; in keiner anderen 
Industriegruppe sind auch die sozialen Auswirkungen größer gewesen 
als hier. Im Jahre 1922 hatten wir in Deutschland noch 225 Kaliwerke 
gegen 61 im Jahre 1927. Rechnet man die Doppelschächte, die in diesen 
61 Werken noch enthalten sind, ab, dann ergibt sich, daß gegenwärtig 
die gesamte deutsche Kaliproduktion von etwa 40 Werken bestritten 
wird. Das Höchstmaß kapitalistischer Betriebskonzentration ist hier 
bald erreicht. Jetzt schon wird die deutsche Kaliindustrie von einigen 
Großkonzernen beherrscht, wie die Quotenverteilung im Kalisyndikat 
beweist. Die Entwicklung ist wahrscheinlich noch nicht abgeschlossen, 
denn es ist nicht unmöglich, daß es einer kapitalmächtigen Gruppe ge- 
lingt, die Herrschaft über die gesamte Kaliindustrie zu erlangen. Wenn 
augenblicklich auch eine gewisse Beruhigung eingetreten ist, „spukt“ 
im Hintergrunde immer noch der Kalitrust, welcher, wenn er zustande 
kommen sollte, noch manche Beunruhigung für die Industrie bringen 
dürfte. . 
Von den insgesamt 229 Kaliwerken haben entsprechend den gesetz- 
lichen Bestimmungen 121 Werke ihre endgültige Stillegung bei der Kali- 
prüfungsstelle angemeldet. Außerdem haben sämtliche Kalisonder- 
fabriken ihre Quoten bis zum 31. Dezember 1953 übertragen. Mehr als 
lie Hälfte sämtlicher Kaliwerke sind stillgelegt. Von den restlichen 
108 Werken waren im Dezember 1928 einschließlich der Polizeischächte 
noch 60 Werke.in Förderung, während 48 Werke im betriebsfähigen 
Zustand in Reserve gehalten werden. Von einigen dieser „Reserve- 
werke“ sind jedoch die Anlagen über Tage bereits abgebrochen; so daß 
mit der Wiederaufnahme des Betriebes dieser Werke nicht“ gerechnet 
werden kann... . , V 
In welchem Umfange die. Stillegung in den: einzelnen : Bezirken 
durchgeführt wurde, ist aus nachstehender Tabelle ersichtlich. 
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