insbesondere die hohen Zinssätze in Neuyork, zogen weitere Ver-
käufe von Mark nach sich. Die Unruhe wurde noch vergrößert,
als Frankreich zur Ausübung eines politischen Drucks einen
Vorstoß gegen die deutsche Mark unternahm; alles das ver-
anlaßte außerordentlich schwere Gold- und Devisenverluste der
Reichsbank, die sich nach allzu langem Zögern im April ent-
schloß, ihren Diskont um 1% auf 7%% zu erhöhen und gleich-
zeitig zu scharfen Krediteinschränkungen überging,
die bei der schon damals festzustellenden Lage der deutschen
Banken auf deren Haltung gegenüber ihren Kunden von Einfluß
war und den Anlaß zu einer scharfen Durchsicht ihrer Bücher
gegeben hat. Die Maßnahmen der Reichsbank hatten schnellen
Erfolg; schon bald war sie wieder in der Lage, ihre Bestände
an Gold und Devisen aufzufüllen; sie hat heute beinahe wieder
ihren höchsten Bestand erreicht. Diese Vorgänge blieben nicht
uhne Einfluß auf die Börse, deren schwache Haltung nur vor-
übergehend durch eine lebhaftere Bewegung in Montanwerten
unterbrochen worden war. Sie fiel in ihre alte Schwäche zurück,
litt unter Kapitalfluchtverkäufen, unter Zwangsglatt-
stellungen, die für in Schwierigkeiten geratene Handelshäuser
erforderlich wurden, deren Inhaber vielfach nicht zuletzt durch
Fehlspekulationen an der Börse große Verluste erlitten hatten.
Die Beendigung der Pariser Konferenz, deren Ergebnis die Wirt-
schaft nicht befriedigen konnte, brachte, ebenfalls nur vorüber-
gehend, neues Auslandinteresse, aber. auch das ließ schnell
wieder nach, und die alte Unlust und Geschäftslosigkeit legte
sich erneut lähmend über das Börsengeschäft. Selbst große,
aussichtsreiche Finanztransaktionen, die unter andern Verhält-
nissen belebend gewirkt hätten, versagten völlig ihre Wirkung.
Die Entfremdung von der deutschen Aktie machte weitere Fort-
Schritte, Kapitalerhöhungen gelangen nicht, Bezugsrechte waren
in großem Umfange angeboten und notierten. weit unter Pari,
geschickte Baissevorstöße, die sich für ihre Angriffe einmal
dieses, einmal jenes Teilgebiet aussuchten und kaum auf Wider-
stand stießen, unterhöhlten weiter die Börse und führten zu
einer Erschöpfung weiter Börsenkreise, die ja meistenteils auf
„Hausse“ eingestellt sind.
Neue Schläge
Der Krach der Fa vag rief neue Erschütterungen im In- und
Ausland hervor. Wenn seine Folgen zum Teil überwunden sind,
so steht man doch auch noch heute im In- und Ausland der Tat-
sache, daß ein allererstes Versicherungsinstitut mit weitreichen-
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