232 Vierter Abschnitt. Konjunkturprognose und Konjunkturpolitik.
der Fall ist, hängt von den mannigfachsten Faktoren ab, von denen
zum Teil schon die Rede gewesen ist. Ina allgemeinen wird man
sagen können, daß sich solche Tendenzen nur dann durchzusetzen
vermögen, wenn die allgemeine wirtschaftliche Lage des betreffenden
Landes eine solche ist, daß aus ihr heraus ebensolche Kräfte am
Werke sind, die dann mit diesen Tendenzen am Geldmärkte Hand in
Hand gehen. Hierher gehören einmal die oben dargelegten äußeren
Momente, wie technische Fortschritte, gute Ernten, steigende Volks
zahl usw. Es gehört ferner auch hierher, daß keine Tendenzen vor
handen sind, welche ungünstig auf die Lebenshaltung und damit
auf die Kaufkraft der Bevölkerung einwirken. Wo dagegen solche
äußeren Faktoren fehlen, wo vor allem das Volkswachstum stockt,
wo die Lebenshaltung zurückgeht, werden auch solche Tendenzen
am Geldmärkte sich nicht durchzusetzen vermögen. Es handelt sich
hier um Zusammenhänge, die gerade unter dem Gesichtspunkte
unserer weiteren wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland zu
beachten sein werden.
5. Die Beeinflussung von Konjunktur und Konjunkturwandel.
Wir haben eingangs gesehen, wo von dem Gleichgewicht zwischen
Produktion und Konsumtion als idealem Zustande der Volkswirtschaft
die Rede war, daß, wenn man von den Tatsachen ausgeht, der
normale Zustand des Wirtschaftslebens im Sinne des Durchschnitt
lichen und Regelmäßigen weder der Zustand der Hochkonjunktur,
noch derjenige der Depression ist, sondern der dauernde Wechsel
zwischen beiden, dieses Auf und Ab im Wirtschaftsleben, das sich
dem Auge als Wellenbewegung darstellt. Es ist das derjenige Zustand,
den man, vom Standpunkt der früher immer wiederkehrenden großen
wirtschaftlichen Erschütterungen ausgehend, als die Periodizität der
Wirtschaftskrisen bezeichnet hat.
Es kann jedoch ein großer Unterschied bestehen zwischen einer
solchen Periodizität der Wirtschaftskrisen und einer solchen Wellen
bewegung im Wirtschaftsleben. Dieser Unterschied ist zunächst ein
rein quantitativer, wenngleich auch hierbei, um mit Hegel zu reden,
die Quantität in die Qualität Umschlägen kann. Wohl ist beide Male,
ob man nun von einer Periodizität der Wirtschaftskrisen oder von
einer einfachen Wellenbewegung der Konjunktur spricht, ein dau
erndes Auf und Ab im Wirtschaftsleben gemeint. Diese Kurve der
Wellenbewegung kann -jedoch eine sehr verschiedene Form zeigen.
Das eine Mal kann das Wesentliche derselben in einem jähen und
steilen Auf- und Abstieg liegen, das andere Mal kann die Wellen
bewegung so flache Formen annehmen, daß man wohl von einem