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VII Kapitel.
daß der Adressat sich in der beantragten Weise deshalb verhalte, weil
er meint, daß durch jenes Verhalten der eine von ihm verschiedene
Seele betreffende Interessengesamtzustand verbessert bzw. durch das
Gegenteil jenes Verhaltens der eine von ihm verschiedene Seele be-
treffende Interessengesamtzustand verschlechtert würde, und zweitens
Anträge, mit welchen darauf gezielt wird, daß der Adressat sich in
der beantragten Weise deshalb verhalte, weil er meint, daß durch jenes
Verhalten nur der ihn selbst betreffende Interessengesamtzustand ver-
bessert bzw. durch das Gegenteil jenes Verhaltens der‘ ihn selbst be-
treffende Interessengesamtzustand verschlechtert würde. Jeden Antrag,
mit welchem darauf gezielt wird, im Antragsteller zunächst den Ge-
danken zu wecken, daß er mit dem beantragten Verhalten den eine
von ihm verschiedene Seele betreffenden Interessengesamtzustand ver-
bessern bzw. mit dem gegenteiligen Verhalten den eine von ihm ver-
schiedene Seele betreffenden Interessengesamtzustand verschlechtern
würde, nennen wir insbesondere ein „Gesuch“. „Gesuchstellungs-
Seelenaugenblick“ nennen wir jeden Verhalten-Seelenaugenblick, in
welchem jemand darauf zielt, durch Gesuch einen Anderen zu besonderem
Verhalten zu veranlassen, „Gesuch stellen“ oder „ansuchen“ oder
„ersuchen“ nennen wir das solchem Seelenaugenblicke gegebene
„eigene gegenwärtige Leisten“, „Gesuchsteller“ nennen wir jeden,
dem solcher Verhalten-Seelenaugenblick zugehört. „Ersuchter“ ist
jene Seele, welche Adressat eines Gesuches ist, „Gesuchempfänger“
ist der Ersuchte, sobald ihm ein „Gesuch-Glaube“ zugehörig geworden
ist, „Gesuch-Gläubiger“ ist der Ersuchte, sobald ihm der im Ge-
suche behauptete Quasi-Soll-Gedanke zugehörig geworden ist, „Gesuch-
Stattgeber“ ist der Ersuchte, sobald ihm jener Verhalten-Seelenaugen-
blick zugehörig ist, auf welchen der Gesuchsteller zielt, „Ersuchtes“
ist jenes Verhalten des Ersuchten, auf welches der Gesuchsteller zielt.
„Gesuchstattgebungs-Vergesellschaftung“ nennen wir eine
Verkettung von Wirkenseinheiten, in welcher sich als erste wirkende
Bedingung das Wollen einer Seele, einen Anderen um Etwas zu er-
suchen, und als letzte Wirkung jener Verhalten-Seelenaugenblick findet,
auf welchen der Gesuchsteller gezielt hat, „Gesuchstattgebungs-
Gesellschaft“ nennen wir jene Beziehung zweier Seelen, welche da-
durch begründet ist, daß der einen der beiden Seelen ein „Gesuch-
stellungs-Seelenaugenblick“, der anderen der beiden Seelen ein „Gesuch-
stattgebungs-Seelenaugenblick“ zugehört,
Die Sprache bringt den Unterschied zwischen einem „Anspruche“
und einem „Gesuche“ dadurch zum Ausdrucke, daß gesagt wird: „Ein
Anspruch wird erhoben“ und „ein Anspruch wird erfüllt“, während
gewöhnlich gesagt wird: „Ein Gesuch wird gestellt (eingebracht)“,
und „einem Gesuche wird stattgegeben“. Allerdings wird nicht ge-