Full text: Die drei Nationalökonomien

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könnte.‘‘ „Naturgesetze, Gesetze im Sinne der empirischen Wissen- 
schaften sind keine Wesensgesetze. (Idealgesetze, apriorische Gesetze), 
empirische Notwendigkeit ist keine Wesensnotwendigkeit.‘‘ 28 
Ein Logiker, der unter den Neueren mit am frühesten sich gegen 
den Aberglauben der „Naturgesetzlichkeit‘““ aufgelehnt und die ganze 
„Statistische Gesetzmäßigkeit‘“, die jetzt die Naturforscher entdeckt 
haben, vorweggenommen. hat, indem er alle „Gewißheit‘“ auf Wahr- 
scheinlichkeit zurückführte und dafür ein breitangelegtes System 
geschaffen hat, ist der in Deutschland wenig bekannte W. St. Jevons, 
der schon 1874 :schrieb?: „My strong conviction is.that before a 
rigourous logical scouting the Reign of Law will prove to be an un- 
verified hypothesis, the uniformity of Nature an ambiguous ex- 
pression, the certainty of one scieniific inferences to a great exient 
a delusion.“ 
Jetzt sind nun auch die Naturforscher selbst zu dieser selbstverständ- 
lichen Einsicht in den beschränkten Geltungswert ihrer „Gesetze“ 
gelangt. Ein Naturgesetz besagt nach H. Poincare: „Wenn diese 
Bedingungen erfüllt sind, ist es wahrscheinlich, daß dieses Ereignis 
ungefähr eintritt.‘‘%® Nach F. Exner sind Naturgesetze „nichts 
anderes als der Ausdruck für das wahrscheinlichste, durchschnittliche 
Resultat zahlreicher mikrokosmischer Vorgänge‘“%. Nernst® spricht 
von einer „logischen Überbeanspruchung der Naturgesetze‘“ und 
meint, „daß alle unsere Naturgesetze wesentlich statistischen Cha- 
rakters‘“ sind und „nur befriedigend genaue statistische Mittelwerte 
liefern‘. Hans Reichenbach erklärts: „Es ist nicht so, daß wir 
strenge Gesetze unmittelbar in der Natur finden; vielmehr ist jede 
einzelne Naturaussage nur mit einer beschränkten Genauigkeit, also 
nur mit einem Wahrscheinlichkeitsanspruch zu machen...; der ap- 
proximative Charakter aller Naturerkenntnis wird also ın den Vorder- 
EEE EN 
28 E, Husserl, Logische Untersuchungen. 12%, S. 62, ı48L., 240, 290. 
%® W. St. Jevons, The Principles of Science. Ed. 1900. pag. XL. 
30 H, Poincar6, Der Wert der Wissenschaft. 3. Aufl. 192%. S. 189. 
4 FF, Exner, Vorlesungen über die physikalischen Grundlagen der Natur- 
vissenschaften. 1919. S. 691. 
3 W, Nernst, Gültigkeitsbereich der Naturgesetze. 1921. 
3 Hans Reichenbach, Das Kausalproblem in der gegenwärtigen Physik in 
ler „Zeitschrift für angewandte Chemie‘. Bd. 42. 1929.
	        
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