Full text: Die drei Nationalökonomien

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may ihm vorwirfi®: es enthalte keine Erörterungen über den „Sinn“ 
des Kapitalismus, das heißt dessen iranszendenten Sinn. Natürlich 
enthält, es die nicht, es beansprucht ja, eine Wissenschaft vom 
Kapitalismus zu sein. 
Eine Wirtschaftsphilosophie würde endlich enthalten: 
3. die Ethik der Wirtschaft, die auf das Ziel gerichtet sein 
müßte: die Wirtschaft in den Wertzusammenhang der Welt ein- 
zuordnen. In diese Wirtschaftsethik vor allem gehört die ganze 
Problematik der richtenden Nationalökonomie, die sich diese wider- 
rechtlich angeeignet hat. Es wären die Fragen zu beantworten: welche 
Ziele soll sich die Wirtschaft stecken?, was ist Volkswohlfahrt?, 
welche Güter sollen erzeugt werden und in welcher Reihenfolge und 
welchem Mengenverhältnis?, sollen Krankenhäuser oder Panzer- 
kreuzer gebaut werden?, ist Luxus verwerflich?, was ist eine „ge- 
rechte‘ Verteilung?, was ein „gerechter“ Preis?, was mit einem Wort 
eine „richtige“ Wirtschaft? Da, wie ich zu zeigen versucht habe 
(siehe das sechste Kapitel unter_3.), jede dieser Fragen auf die Frage 
nach der „Bestimmung des Menschen‘ hinausliefe, so ist jede meta- 
physisch verankert und heischt eine philosophische Erörterung. 
Wirtschaftsphilosophie treiben ist sicher eine sehr schöne Sache. 
Aber ich möchte doch hinzufügen: eine sehr schwierige Sache. Das 
zeigen die kümmerlichen Ansätze, die wir dazu in der sogenannten 
„ethischen“ Nationalökonomie besitzen. Das beweisen aber auch die 
Phantastereien des philosophischen Marxismus. 
Zu einem guten Wirtschaftsphilosophen gehören Eigenschaften, 
die sich nur sehr selten in einem Sterblichen vereinigt finden. Er 
muß natürlich und vor allem ein guter Philosoph sein, das heißt 
gewiß nicht nur eine schulmäßig einwandfreie sogenannte philo- 
sophische Ausbildung besitzen, sondern auch und vor allem eine 
Philosophie von Wert lehren, das heißt eine Philosophie, die uns 
nicht langweilt, deren Heilslehren uns aufhorchen machen und uns 
das Blut rascher durch die Adern treiben. Aber dieser Philosoph von 
Gottes Gnaden soll nun — es klingt fast wie Hohn — sehr gründ- 
18 So Arthur Salz, Anmerkungen zu Werner Sombarts „Hochkapitalismus“ 
'n der Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft. Bd. 85. 1928. Heft ı und 2.
	        
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