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im Französischen: Economie politique (zuerst Montchrötier
1615), Economie sociale, Economie industrielle (so wurde der Lehr-
auftrag des Lehrstuhls genannt, den man 1819 für J. B. Say errich-
tete), Science &conomique (Cherbuliez), Chrysologie ou plouto-
nomie (Rob. Gujard), Ploutologie ou ergonomie (Courcelle-
Seneuil);
im /talienischen: Economia politica, Economia nazionale (Ortes),
Economia sociale, Economia civile, Economia publica;
im Englischen: Political Economy, Public Economy, Economic
Science, Economics, Cattalactic (Whateley).
Sehr viele Ausdrücke in allen Sprachen kranken an dem Fehler,
laß sie die Wissenschaft mit dem Ausdruck benennen, der eigentlich
lie Sache, den Gegenstand der Wissenschaft, nämlich die Wirtschaft,
bezeichnet: Politische Ökonomie, Economie politique, Economia po-
ütica, Political Economy — die gebräuchlichsten Ausdrücke — be-
deuten doch in wörtlicher Übersetzung „politische Wirtschaft“, nicht
die Wissenschaft von der politischen Wirtschaft. Man verfährt hier
also so — wiederum ein Zeichen der Zerfahrenheit, die in unserer
Wissenschaft herrscht —, als wenn man statt J urisprudenz Recht, statt
Theologie Gott, statt Mineralogie Steinreich sagen würde, um die
Wissenschaft von Recht, Gott und Steinreich zu bezeichnen. In dem
Worte „Nationalökonomie“ stecken gleich zwei Fehler: es handelt
sich weder um „Ökonomie“ noch um „National‘‘. Das Wort ist also
völlig sinnlos. Darum wähle ich es, weil es in seiner Sinnlosigkeit am
wenigsten mit methodologischen Ansprüchen belastet ist, wie etwa die
verfahrenen, wissenschaftlich ganz unzulässigen Bezeichnungen Po-
litische Ökonomie und Volkswirtschaftslehre. Es kommt dazu, daß
las Wort Nationalökonomie sich im Deutschen doch eingebürgert hat
als der Ausdruck, der die Lehre von der Gesellschaftswirtschaft und
namentlich das Studium dieses „Faches“ bezeichnet. Der Student, der
gefragt wird, was er studiert, wird in 99 von 100 Fällen antworten:
Nationalökonomie, und nicht: Politische Ökonomie oder Volkswirt-
schaftslehre oder Sozialökonomik usw. Also mag es bei diesem volks-
tümlich gewordenen Worte sein Bewenden haben. Daß ein unsinniges