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ternationalen landwirtschaftlichen Instituts zusammengestellt —
kann die Enteuropäisierungstendenz des internationalen Weizenbaus
illustrieren. Es betrug in Millionen Hektar die Anbaufläche 81):
Enteuropäisierung des Weizenbaues
Durchschnitt
1909/13 1924
in Europa (exkl. Rußland).
Ver. Staaten v. Amerika
Kanada .......
Argentinien ......
Indien. .......
Australien . .
n3
i
3
6,5
11,8
26,5
21,8
9,1
7,2
12,6
140
Selbst wenn man die russische Erzeugung ganz außer Betracht
läßt, bleibt also die Enteuropäisierung des Welt-Weizenanbaues be-
stehen. Im Jahre 1909/13 betrug im Durchschnitt nach Angaben des
Internationalen Landwirtschafts-Institutes die Welternte 822 Mil-
lionen Zentner, davon fielen 370 Millionen auf Europa exklusive
Rußland. Im Jahre 1923 betrug die Welternte 945 Millionen Zent-
ner, aber nur 343 Millionen fielen auf Europa. In Vorkriegszeiten
benötigte Europa etwa 47 Millionen Quarters Weizen (1 Quarter
gleich 224 kg) für Gebiete, die sich nicht selbst versorgen konnten.
Davon kamen ca 34 Millionen aus Gegenden zwischen dem Ural
und dem atlantischen Ozean. Heute kommen die ganzen 47 Mil-
lionen aus anderen Gegenden. Für Europa ergibt sich hieraus die
beachtenswerte Tatsache, daß naturgemäß der Transport sich ver-
teuert hat (denn der Transport von der kanadischen Prärie ist teurer
als der vom Boden der Ukraine), während ebenfalls die Versen-
dungen ungleichmäßiger geworden sind, da der Transport in grö-
Seren Gehäusen und Massenabladungen vor sich geht, die wieder-
um eine größere Unregelmäßigkeit der Versorgung bedingen.??)
Aber diese Folgen sind sekundär. Wichtiger ist, daß mit der
stärkeren Abhängigkeit von überseeischem Weizen und dessen
Teuerung sich Europa mehr und mehr an nichteuropäische Länder
verschulden muß. Dies ergibt sich daraus, daß — wie wir schon
81) Vgl. Levy, Die Enteuropäisierung der Weltwirtschaft. Zeit-
schrift für Geopolitik, August 1925. S. 282—83.
82) Vgl. hierüber Economist vom 1. August 1925. S. 181.