Full text: Ursachen der Amerikanischen Concurrenz

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Amerikas an unoccupirtem Lande, welcher ihm eine natürliche 
Ueberlegenheit über das durchaus occupirte Europa gibt, von 
mir nicht erwähnt worden ist und eine Aenderung des politi 
schen, militärischen und Erziehungssystems sehr wohl auch in 
Europa stattfinden kann — und wird, entweder unter Leitung 
dieser Staatsmänner, oder gegen ihren Willen, mit elementarer 
Gewalt. 
Freilich würde Alles sich ändern, wenn Amerika auch in sich 
bekriegende Militärstaaten zerfiele, was man auf dem europäischen 
Continente nach Beendigung des Secessionskrieges glaubte. Allein 
diese Annahme — auf der z. B. das ganze System der von 
Rodbertus geplanten Reformen beruhte, die aufsteigende Pro- 
ductivität der Arbeit und Steigen der Grundrente in Europa 
zur \ oraussetzung hatten — hat uns schon einmal getäuscht 
und ich möchte mich hierauf doch nicht mehr verlassen, wie 
>ch es, nebenbei bemerkt, niemals vollkommen gethan habe. 
Schon im Jahre 1873 habe ich in der „Berliner Revue“ das 
Herannahen der amerikanischen Concurrenz signalisirt, ohne 
dafür Glauben zu finden. 
Es bleibt noch zu erklären, wesshalb die Amerikaner so oft 
nach Europa reisen und also soviel, meist wohlbenutzte Gelegen 
heit haben, von uns zu lernen. Die grosse Ausdehnung ihres 
Landes macht ausgedehnte Reisen der Geschäftsleute zu einer 
Eothwendigkeit und erzieht ♦ gewissermassen Reisende. Für 
Leute, die Geld genug haben, ist das Reisen hier auch bequem. 
Die Hotels sind practisch eingerichtet, ebenso sind es die 
Eisenbahnsalonwagen. Bedienung giebt es in den meisten 
Hotels freilich so gut wie keine, auch lässt die Kost und 
niehr noch die Art, wie sie servirt wird, ausserordentlich viel 
zu wünschen übrig. Um so bequemer und angenehmer findet 
der reiche Amerikaner das Reisen in Europa. Geld aber haben 
die Amerikaner jetzt sehr viel und der Reichthum mehrt sich 
ausserordentlich. Wenn man sieht, wie luxuriös die Menschen 
aller Classen, sofern sie nur arbeiten, hier leben, so gewinnt 
nian die Bestätigung meiner alten Ansicht über den Werth 
einer günstigen Handelsbilanz für ein Volk. Wir armen Reisen 
den erhalten hier für 10 fl. ö. W. nur 2.90 D., und i Dollar 
reicht hier kaum soweit, als bei uns i fl., soweit es sich um
	        
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