IV
VORWORT,
der Statistik ausgeschlossen. Es ist hier durchaus der Ort nicht, ein
neues theoretisches System dieser Wissenschaft aufzustellcn und um
ständlich zu entwickeln. Der Verfasser beschränkt sich desshalb dar
auf, seine Grundansicht über die Statistik in wenigen Sätzen auszu
sprechen.
Die Statistik soll eine Darstellung der Staaten, ihrer Zustände
und Kräfte, und der gesellschaftlichen (socialen) Verhältnisse in diesen
Staaten, gewähren. Sie wendet vorzugsweise Ziffern an, doch ist
es keineswegs ihre Aufgabe, blos Berge von Ziffern aufzuhäufen. Sie
bedient sich vielmehr der Zaiilen, wo cs th uni ich ist, als des klarsten
und bestimmtesten Bezeichnungsmittels. Allein auch die Zahlcn-
angaben bedürfen vielfach der Erläuterung und Erklärung; zu
dem ergibt sich der wahre Werth der Ziffern meistens erst aus Ver
gleichungen. So wird die Statistik zu einer vergleichenden und
beurtheilenden Darstellung der wichtigsten Momente im Staats
und Völkerlebcn, Die Statistik als Wissenschaft erstrebt cndlicb das
höchste Ziel ihrer Aufgabe, wenn sie die Gesetze erforscht, deren
Ergebnisse die vorhandenen Gestaltungen sind.
Es mag genügen, diesen allgemeinen Andeutungen einige spe-
cielle Bemerkungen, blos aphoristisch, beizufügen.
Viele ausgezeichnete französische Statistiker der Neuzeit wollen
aus dieser Wissenschaft Alles ausschliessen, was sich nicht in Zahlen
ausdrücken lässt. Uns ist aber die Ziffer nur Mittel zum Zwecke, —
zwar das in den meisten Fällen beste, weil klarste und bestimmteste,
doch nicht einmal das alleinige Mittel, um so weniger, weil dasselbe
öfters nicht anwendbar oder nicht ausreichend ist. Das Mittel der
Darstellung — die Methode — darf cs aber niemals sein, wodurch
die Grenze der Wissenschaft priiicipicll bestimmt wird.
Dabei ist die blosse Aufstellung und Summirung der Ziffern —
wie sie sich darnach logisch beinahe als Selbstzweck ergäbe — etwas
an sich Unfruchtbares und meistens völlig Unnützes, weil die todto
Ziffer für sich allein keinen genügenden Begriff gewährt. Gerade die
bewusste oder unbewusste Huldigung vor dem blossen Ziffern- und
TabellensySterne hat — wie es nicht anders sein konnte — vor
der Statistik selbst zurückgeschreckt, vor dieser Wissenschaft,
welche in so vielfachen Beziehungen des Lebens aufzuklären und
wesentlich zu nützen vermag. — Unserer Ansicht nach gewinnt die