Krieg, Beute, Geld, Handel.
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Wenn auch in den früheren Kriegen die Beute keine geringe Rolle
spielte, so wurden insbesondere die Kriege in Mazedonien und Klein
asien von den Kriegern vorwiegend als Beutezüge angesehen. Die
Beute war für diese Armee nicht mehr ein Zuschuß zum sonstigen,
meist agrarischen Einkommen, sondern bildete zum großen Teil das
gesamte Einkommen. Biele Veteranen kehrten aus den Kriegen ge
radezu wohlhabend heim. Nicht der Patriotismus begeisterte immer
die Römer (Livius VIII, 36), sondern den Ausschlag gab oft der
„beutegewohnte Krieger" (Livius X, 17). Daß die Staaten auf die
Beute kein geringes Gewicht legten, mag man daraus entnehmen,
daß ihrer in Bundesverträgen gedacht wurde (Dionys v. Hali
karnaß VI, 95). Bei den andern Völkern der Antike war übrigens
die Beute von ähnlicher Wichtigkeit (Justinns XXV, 1 f.).
Die Ausbreitung der römischen Macht über Italien hatte bereits
dazu geführt, daß man, knapp ehe man zur Ausbreitung auf außer
italisches Gebiet überging, das Silbergeld einführte, wodurch
die Handelsbeziehungen mit der griechischen Welt überaus erleich
tert wurden. Daneben blieb freilich für den Kleinverkehr das Kupfer
geld bestehen. Um dieselbe Zeit wurde auch das Schuldrecht den
Forderungen der neuen Zeit mehr angepaßt. Die Struktur des
Staates wurde, nachdem der Ständekampf beendet war, umgebildet.
Mit den Mächten des Ostens scheint Rom zum erstenmal in aus
gedehntere Handelsbeziehungen getreten zu sein, als es gegen Neapel
vordrang (S. 94). Kurz bevor es zum Kriege zwischen Rom und
Karthago kam, waren die Römer mit Ägypten in nähere Beziehung
getreten (Livius, Jnhaltübersicht v. XIV), was zur Folge hatte, daß
die Karthager während des Krieges daselbst vergeblich eine Anleihe
aufzunehmen suchten (S. 84).
Diese politische Expansion förderte vor allem den Handel, weni
ger die Industrie Roms. Die eroberten Gebiete lieferten reichen
Natural- und Geldertrag, sowohl an den Staat als auch an ein
zelne. Mit diesem Gelde, weniger mit Waren bezahlte man den
römischen Import aus den Provinzen. Außerhalb Roms freilich
wurde die Jndustrietätigkeit, wie wir sie in Griechenland kennen
gelernt haben (S. 54), nun auf die übrigen Länder verbreitet.
Abgesehen von den Einnahmequellen, welche den Römern zur Ver
fügung standen, waren sie in den Provinzen auch schon frühzeitig
in mannigfacher Weise bevorzugt. Nachdem es einmal klar ge
worden war, daß Rom nicht die Hegemonie über eine Organisation
von Bundesstaaten ausüben, sondern Zentrum eines großen Reiches
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