Full text: Antike Wirtschaftsgeschichte

102 Sechstes Kapitel. Die Entwicklung der römischen Weltwirtschaft. 
zu jenen Zeiten des Altertums gehört, in denen die Sklaverei 
eine erhebliche Bedeutung besessen hat. Der Sklave, der dem 
Kleingewerbetreibenden sein Brot nahm und den Arbeiter aufs 
Pflaster warf, entsprach in vielem unseren Maschinen. Im großen 
und ganzen wäre die antike Entwicklung nicht anders verlaufen, 
wenn statt der Sklaven eine vorgeschrittene Technik Maschinen 
geliefert hätte. Daß die Verwendung von Sklaven in Zeiten in 
dustriellen und kommerziellen Aufschwungs die Entwicklung der 
Technik irgendwie gehemmt hat, ist nicht sehr wahrscheinlich, weil 
die Kombination von Maschinen und Sklaven für die Unter 
nehmer jedenfalls noch günstiger gewesen wäre. Die Vermehrung 
der nichtitalischen Sklaven (Livius XXXII, 26), unter denen 
sich auch viele auf niederer Kulturstufe befanden, drückte das Ni 
veau der Sklavenschaft überhaupt wie in der analogen Periode 
in Griechenland (S. 48), auch die Menge der Sklaven war für 
deren Behandlung nicht gerade günstig. Je seltener die Sklaven 
zu einer Zeit sind, um so humaner pflegen sie behandelt zu werden. 
Daß aber viele treffliche Leute unter den Sklaven waren, be 
weisen nicht nur die einzelnen hervorragenden Männer, die aus 
ihnen hervorgegangen sind. sondern vor allem die gut organisierten 
Aufstände, die seit dem 2. Jahrhundert zu wiederholten Malen 
die römischen Truppen und Feldherren zur Aufbietung ihrer ganzen 
Energie zwangen (S. 97). Besonders die Weidewirtschaft absor 
bierte viele Sklaven sowie die Plantagenbetriebe. In Etrurien 
z. B. bildeten die Sklaven in der zweiten Hälfte des 2. Jahr 
hunderts einen Hauptbestandteil der ackerbauenden und viehzucht 
treibenden Bevölkerung (Plutarch, Ti. Gracchus 8). Kam dazu 
noch, wie in Unteritalien in manchen Gegenden, ein Fallen der 
Bevölkerungszahl, so traten die Sklaven noch mehr in den 
Vordergrund. 
Die Antike kannte ebenso wie die Gegenwart sowohl das Pro 
blem der Übervölkerung wie das der Entvölkerung. Immer 
wieder mußte gegenüber der drohenden Übervölkerung, sei es, daß 
diese durch die natürlichen Verhältnisse, sei es, daß sie durch die 
sozialen Verhältnisse bedingt war, Abhilfe geschaffen werden. Da 
neben wurde aber bereits frühzeitig in vielen Gegenden, so be 
sonders seit dem 2. Jahrhundert ein Rückgang der Bevölkerung 
und eine Abnahme des Bevölkerungszuwachses konstatiert. Zum 
Teil war diese Entvölkerung durch Kriege bedingt, die ja in der 
Antike mit besonderer Grausamkeit geführt wurden, indem man
	        
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