Full text: Antike Wirtschaftsgeschichte

Sklaverei, Bevölkerung. 
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im Gegner vielfach nur den Konkurrenten, nicht aber den zukünftigen 
Genosfen oder Untertanen erblickte. So haben z. B. die Bürger 
kriege große Menschenverluste verursacht (Appian, Bürgerkrieg 
II, 102); so hat in Epirus der Krieg in erster Reihe die Ent 
völkerung besorgt. Die epirotischen Ansiedlnngen, welche nur selten 
zu Städten im eigentlichen Sinne angewachsen waren, konnten 
durch Kriege derart vernichtet werden, daß Strabo oft nicht einmal 
mehr ihre Lage anzugeben in der Lage war. Um einer verhältnis 
mäßig unbedeutenden Ursache willen wurde dieses Land, dessen 
Bewohner sich vorwiegend mit Landbau und Viehzucht (Varro, 
Über die Landwirtschaft, Einl. z. II) beschäftigten, von den Römern 
im 2. Jahrhundert in der entsetzlichsten Weise behandelt, indem 
Ämilius Paulus 150000 Einwohner in die Sklaverei verkaufte 
und 70 der Ansiedlungen zerstörte; da in den übriggebliebenen 
Ortschaften Garnisonen untergebracht wurden, konnte sich das Land 
bis Augustus nicht erholen. Diese Methode der Entvölkerung 
gewährte Sicherheit gegen Rebellion und lieferte Sklavenmengen 
für Gewerbe und Luxus. Doch hörte diese Art der Behandlung 
in der Kaiserzeit mit der Expansion im allgemeinen auf, obgleich 
ein ähnliches Verfahren noch gelegentlich geübt wurde. So lebte 
z. B. in der Zeit des Augustus in Norditalien das freie Bergvolk 
der Salasser, das dem römischen Heere zuweilen unangenehm 
wurde und überdies im Besitz einträglicher Goldwäschereien war. 
Das Volk wurde besiegt, und Augustus verkaufte ihrer 36 000 in 
die Sklaverei, wobei die Autoren ausdrücklich hervorheben, daß er 
ein milder Herr war und nie schwerere Strafen über ein Volk 
verhängte als Verkauf in die Sklaverei mit der Bestimmung, daß 
vor dreißig Jahren keine Freilassungen erfolgen durften (Sueton, 
Augustus 21). Es war dies ein ähnliches Vorgehen wie jenes 
gegen Karthago und gegen Korinth. Zur Entvölkerung trug dies 
Verfahren dadurch bei, daß sich die Sklaven weniger fortpflanzten 
als die Freien, abgesehen davon, daß es ohne ausgiebige Tötung 
dabei nicht abging. Zur direkten Entvölkerung durch Kriege kam noch 
die indirekte durch Zerstörung der Nahrungsquellen, die besonders 
in Gegenden, welche eine sorgfältige Bebauung verlangten, von 
großer Bedeutung war. Auch die von allen Kriegen unabhängige 
Bevölkerungsabnahme spielte eine große Rolle, die wir ja auch in 
der modernen Kulturentwicklung kennen, sei es, daß die natürliche 
Fruchtbarkeit abnahm, sei es, daß in ausgiebigerWeiseVorkehrungen 
gegen die Fortpflanzung getroffen wurden. Zu einer Zeit, da in
	        
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