Full text: Antike Wirtschaftsgeschichte

10 Erstes Kapitel. Übersicht über d. wirtschaftl. Entwickl. d. Orients usw. 
besaßen häufig Land oder standen in Abhängigkeit von einem 
Grundbesitzer. Die auswärtigen Beziehungen waren im alten und 
mittleren Reich, d. h. bis ins zweite Jahrtausend hinein, nicht zahl 
reich, und der nicht allzusehr entwickelte Außenhandel trug deu Cha 
rakter gelegentlicher Expeditionen, die zum Teil — wie die Fahrten 
nach dem südlich gelegenen Lande Punt, um Weihrauch, Elfenbein, 
Ebenholz, Gold, Sklaven usw., oder nach dem Libanon, um Holz 
zu holen — vom Staate, d. h. damals vom Könige, organisiert 
waren. Das einzige ständige Unternehmen außerhalb Ägyptens 
scheint der Betrieb von Kupfergruben auf der Sinaihalbinsel ge 
wesen zu sein. Im Süden brach man gelegentlich in Nubien ein 
und schleppte Vieh und Sklaven mit sich, vor allem aber Gold, 
auch trug man dafür Sorge, daß Nubien, eines der wichtigsten 
Goldländer des Altertums, auch weiterhin Gold lieferte. Diese Feld 
züge wurden bereits frühzeitig mit zu Hilfenahme fremder Truppen 
ausgeführt, unter welchen sich auch Nubier halb gezwungen, halb 
freiwillig als Söldner befanden. Sklaven wurden in der Wirt 
schaft nur in mäßiger Menge verwendet. Die Felder wurden vor 
wiegend nur durch freie oder halbfreie Arbeiter bestellt, wenn man 
nicht, da die Kanalisation große Aufmerksamkeit verlangte, die 
Verpachtung an kleine Leute vorzog. 
Dieser Beamtenstaat verwandelte sich allmählich im Verlauf des 
dritten Jahrtausends in einen Feudalslaat, indem die Ämter erb 
lich wurden und die Großen des Reiches durch die Gunst des 
Königs große Güter erhielten nebst den dazu gehörigen halbfreien 
oder freien Bauern und Handwerkern. Prinzipiell blieb die Or 
ganisation der Wirtschaft unter diesen veränderten politischen Ver 
hältnissen die gleiche, es wurden sowohl die Lebensmittel als auch 
die Wertobjekte systematisch gesammelt, nur erfolgten die Lieferun 
gen der Untertanen an den König vielfach nicht mehr direkt. Die 
bureaukratischen Verrechnungsmethoden blieben erhalten, und die 
Quittungen und Überweisungen wurden immer mehrvervollkommnet. 
Da die Bureaukraten in diesem Staat viel zu bedeuten hatten, 
hielten sie sich für die Auslese der Gesellschaft und hatten von den 
anderen Berufen keine allzu hohe Meinung, wie wir das überall 
sehen, wo der Beamtenstand die erste Rolle spielt. Besonders die 
Metallbearbeitung galt als erniedrigend (S. 86), aber auchdiemeisten 
anderen Berufe ermüdeten nach Anschauung der Schreiber den Kör 
per zu sehr und ließen den, der sie ausübte, in Armut. Erst, als 
aus dem Stande der Gewerbetreibenden immer mehr reiche Leute
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.