Ägypter, Metalle als Tauschmaß.
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hervorgingen, dürfte sich der Beamtenstand mit diesen, die nicht
selbst Hand anlegten, sondern nur Unternehmer waren, ausgesöhnt
haben. In diesem Feudalstaat mit seinem stark bureaukratischen
Einschlag nahmen die Metalle im Güterverkehr noch immer keine
einzigartige Rolle ein, Gold und Kupfer waren nur Waren. Doch be
gannen sie allmählich alsTauschmaß, wenn auch nicht alsTausch-
mittel zu dienen. Wenn zwei Menschen miteinander tauschen woll
ten, taten sie das nun in der Weise, daß sie die Waren in Kupfer
abschätzten und von ihnen so viel nahmen, daß jede das gleiche
Metallquantum repräsentierte. Unter diesen Umständen konnte das
Bedürfnis nach einer Vermehrung des vorhandenen Metalls zu
Zahlungszwecken nicht eintreten, was in unserem Wirtschaftsleben
häufig Veränderungen in der Kaufkraft des Geldes bewirkt. Doch
selbst in der folgenden Periode, als das Metall bereits Zahlungs
mittel geworden war, spielten die Naturalleistungen in Ägypten
immer noch eine große Nolle.
Das eben geschilderte Wirtschaftssystem wurde durch internatio
nale Beziehungen umgewandelt. Die Feudalordnung hatte zu
Verwicklungen geführt, die es asiatischen Stämmen ermöglichten,
in Ägypten einzufallen und in einem Teile des Landes die soge
nannte Hyksosherrschaft zu errichten. Als zu Anfang des 16. Jahr
hunderts zur Zeit des neuen Reichs die Hyksos nach Asien ver
trieben worden waren, begannen die Ägypter, welche ihnen folgten,
Expansionspolitik zu treiben. Die Kriege mit den Asiaten brachten
Sklavenmassen nach Ägypten, die bei den großen Bauten neben
den freien und halbfreien Arbeitern Verwendung fanden. Die
Zahl der Söldner wurde vermehrt, worin man zunächst wohl kein
Zeichen des Verfalls sehen muß, da es sich ja um Kriege handelte,
welche vor allem den oberen Klassen Vorteil brachten und nicht
etwa den untern neue Bauernhufen verschaffen sollten. Derartige
Kriege führt man auch heute vorwiegend mit Söldnern, so Eng
land in seinen Kolonien, auch Deutschland sucht sich ja in seinen
Kolonialkriegen ohne das eigentliche Volksheer zu behelfen. Die
Söldner, welche besonders aus Libyen nach Ägypten kamen, wur
den angesiedelt und bildeten eine erbliche Kaste, die ebenso wie
die Priesterkaste, deren Bedeutung immer mehr wuchs, abgaben
freien Grundbesitz hatte, der teilweise verpachtet wurde. Mit
diesen Söldnerheeren kamen die Ägypter bis an den Euphrat.
Die Völker Syriens, die sich durch Handel und Industrie aus
zeichneten, unter ihnen die Phöniker, unterwarfen sich. Cypern