78 Viertes Kapitel. Das griechische Wirtschaftssystem.
nischen Herrschaft durch Sparta brachte am Ende des 5. Jahr
hunderts die Aristokratie wieder zur Herrschaft, die eine Zusammen
siedlung der älteren rhodischen Gemeinden in der neuen Stadt
Rhodus veranlaßte (S. 28). Alle Erfahrungen eines alten Han
delsvolkes wurden dabei verwendet, herrlicheHafenanlagen, Mauern
und Straßen bildeten noch lange Jahrhunderte das Staunen der
späterer Geschlechter (Strabo XIV, 2), ebenso die herrlichen
Tempel und Theater (Dio v. Prusa XXXI, 146). Die Stadt
beherrschte auch die Meerenge zwischen Rhodus und dem klein
asiatischen Festland, wo die großen Kornflotten aus Ägypten nach
dem Nordwesten durchzufahren pflegten, die von nun ab stark nach
Rhodus abgelenkt wurden. Die gute Befestigung der Stadt er
möglichte den Rhodiern, ihre Selbständigkeit stärker zu wahren als
viele andere Städte, wobei ihnen ihre starke Flotte gute Dienste
leistete. Zu wiederholten Malen verwendeten die Rhodier ihre
Flotte dazu, die Seeräuber, welche die Meere unsicher machten,
im Zaume zu halten, wie denn überhaupt Rhodus mehrfach die
Interessen der übrigen Handelsstaaten vertrat (S. 92). Wie sich
Rhodus von der athenischen Herrschaft freigemacht hatte, so auch
bald von der spartanischen, doch trat es wieder in freundliche
Beziehungen zu Athen und schloß mit ihm einen Bund.
Ebenso wie das Mutterland entwickelte sich auch Unteritalien
und Sizilien immer mehr, und Syrakus wurde eine der ge
waltigsten Städte der Welt. Die Kombination der agrarischen und
industriellen Produktion ist für jene Gebiete besonders charakte
ristisch, konnten doch z. B. sizilische Städte Wein und Öl nach
Nordafrika exportieren und dort wertvolle Gegenfracht holen
(Diodor XIII, 8). Die wirtschaftliche Entwicklung wurde durch
eine große Handelsflotte gefördert, zu deren Schutz eine gewaltige
Marine zur Verfügung staub. Beide Flotten wurden zum Teil
aus den Holzschätzen Siziliens, zum Teil aus jenen des nahen
Unteritalien gebaut (Diodor 41, f.). Der Getreideexport aus
Sizilien nach Griechenland war übrigens zeitweilig so groß, daß
es den Athenern dafür stand, sich militärisch zu engagieren,
um die Zufuhr nach dem Peloponnes zu hindern. (Thucydides
III, 66). Ähnlich wie in Sizilien war in Unteritalien ein frucht
bares Hinterland mit vorgelagerten Industriestädten vorhanden.
Da die Hafenverhältnisse im ganzen ungünstig waren, konnten
einzelne Städte, die einen besonders guten Hafen hatten, wie z. B.
Tarent (Polybius X, 1), daraus großen Vorteil ziehen. Tarents