Full text: Die Steigerung der Produktivität der deutschen Landwirtschaft im neunzehnten Jahrhundert

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Linie gegeben durch die grosse Ausdehnung der Gemeinheiten, insbesondere 
der Gemeinweiden. Die ersten Bemühungen zur Aufteilung der Gemein 
heiten hatte in Preussen schon Friedrich II. gemacht und zu diesem 
Zwecke eine Reihe von Verfügungen erlassen, von denen das Reglement 
vom 14. April 1771 wegen Auseinandersetzung und Aufhebung der Gemein 
heiten und Gemeinhutungen in Schlesien vorbildlich für die spätem Ge 
meinheitsteilungsgesetze wurde. Die Erfolge aber, die damals erzielt 
wurden, beschränkten sich meist auf die sogen, generale Teilung, d. h. nur 
die Rittergüter erhielten ihre Anteile an den Gemeinheiten als Eigentum 
zugewiesen, während die Rustikalgemeiuden an dem alten Flurzwang und 
den gemeinsamen Weiden und Hutungen meist hartnäckig festhielten. Erst 
das 19. Jahrhundert räumte, besonders nach der Gemeinheitsteilungsordnung 
vom 7. Juni 1821, auch innerhalb der Dorfgemeinden mit den Gemein 
heiten auf. Mit der Teilung der Gemeinheiten war meist auch die Zu 
sammenlegung der Grundstücke und Ablösung der Servitute verbunden. 
Nun sind „bis zum Schluss des Jahres 1820 bei den Regulierungen und 
Gemeinheitsteilungen separiert resp. von allen Holz-, Streu- und Hutungs 
servituten befreit worden 2683495 Morgen, bis Ende 1848 42819769 Morgen, 
bis Ende 1865 59827477 Morgen A 1 ) Wie gross dabei die Gemeinheiten 
an sich gewesen sind, ist unbekannt. Dass aber speziell die Gemeinweiden 
zu Anfang des vorigen Jahrhunderts noch einen bedeutenden Umfang gehabt 
haben müssen, geht schon daraus hervor, dass die Sommerstallfütterung 
damals noch zu den Ausnahmen gehörte und der gesamte Viehstand den 
Sommer über auf Weide, und zwar hauptsächlich die Gemeinweide an 
gewiesen war. Nach Aufteilung der Gemeinweiden wurden dieselben, soweit 
das technisch anging, in Ackerland umgewandelt. Neben den Kommunal- 
und Privatweiden waren es dann grosse Strecken Ödlands, schlechtere 
Wiesen und Forste, 2 ) auf deren Inkulturnahme und Umwandlung zu 
Ackerland die veränderten Zeitverhältnisse hindrängten. 
Betrachten wir die Anbauverhältnisse etwas genauer und fragen, 
welchen Anteil die einzelnen Fruchtarten an der gesamten Ackerfläche 
hatten, so haben wir auf den oben zuerst berechneten 93952458 Morgen 
folgendes gefunden. Es nahmen ein: 
die vier Hauptgetreidearten . 15900571 Morgen = 60% der Ackerfläche. 
Hülsenfrüchte, Hackfrüchte 
und Handelsgewächse . . 2626490 ,, = 10 » „ „ 
Brache etc 7950285 ,, = 30 „ „ „ 
26477 346 Morgen =100% der'Ackerfläche, 
Da es neben der Dreifelderwirtschaft noch andere Wirtschaftssysteme 
gab, bei denen die Brache bezw. Ackerweide einen breiteren Raum ein- 
nalimen, und da ferner die Aussaattabellen gerade bei den Hülsenfrüchten 9 
9 Meitzen a. a. 0. 1, S. 431 ff. 
2 ) Wenn der Gesamtumfang der Wälder im vorigen Jahrhundert allem Anschein nach 
wenig abgenommen hat, so liegt das daran, dass an Stelle der Rodungen andere, unfrucht 
barere Strecken neu aufgeforstet worden sind.
	        
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