Full text: Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten

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Wie der Entfaltung des Wirtschaftslebens nirgends 
Fesseln angetan sind, so besteht auch im Verkehr der 
Menschen untereinander die größte Bewegungsfreiheit, aller 
dings oft in uns befremdlichen Formen. Zwischen den je 
weiligen Machthabern und dem Volk hat sich naturgemäß 
ein ganz anderer Zusammenhang ergeben als in den Mon 
archien; und da drüben noch alles neuer ist, so möchte ich 
behaupten, sogar noch weit freier und undisziplinierter als 
in den Republiken der Alten Welt. 
Daß der „Respekt vor der Autorität“ in den Vereinigten 
Staaten nicht übermäßig ausgebildet ist, kann nach dem 
eben Gesagten kaum wundernehmen. Das läßt auch ein 
freundliches Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeit 
nehmer nicht recht aufkommen. Es machte einen eigen 
tümlichen Eindruck auf mich, als ich in den „Union Iron 
Works“ in San Francisco mit dem Schöpfer dieser Werke, 
Irving Scott, durch die Umgebung der Anlagen ging und 
wahrnahm, daß von allen den Arbeitern, die wir auf dem 
Weg zum Mittagessen trafen, kaum einer seine Mütze vor 
dem in Ehren ergrauten Manne zog, der eine Zierde des 
amerikanischen Gewerbefleißes ist. Und sie kannten alle 
Irving Scott! Anderseits werden Pensionen und Ruhe 
gehälter in geschäftlichen Betrieben nur in den seltensten 
Fällen gewährt. Wer nicht mehr im vollen Umfang zu 
arbeiten vermag — selbst wenn er in dem gleichen Betrieb 
alt geworden ist — muß gehen; rücksichtslos erhält er 
seinen Laufpaß, er hat jüngeren Kräften zu weichen, die 
arbeitsfähiger sind. So erfordert es das Interesse des 
Geschäfts, und etwas anderes darf nicht in Frage kommen. 
„Hilf Dir selbst“, so heißt es auch hier. Wir haben gute 
Löhne und Honorare gezahlt — davon hätte genügend 
zurückgelegt und für Alters- und Lebensversicherungs- 
Prämien verwandt werden können. In den Bank- oder
	        
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