Full text: Der russisch-japanische Krieg und die japanische Volkswirtschaft

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arbeitende Industrien: infolge des Krieges notwendigerweise erlitten haben, 
genauer fixieren will, so läßt sich eine derartige Bemessung ziffernmäßig 
stets nur mit Schwierigkeiten und immer unter gewissem Vorbehalte geben. 
Nach den Urteilen Sachverständiger kann man annehmen, daß die be 
deutendste Industrie Japans, die Textilindustrie etwa 20—30% Einbuße 
ihres Absatzes erlitten hat. Ferner die chemische Industrie und die Industrie 
der Nahrungsmittel etwa 30—40 %• Diejenige Nahrungsmittelindustrie, 
welche in der Hauptsache für Kriegsbedarf arbeitet, ist natürlich voir 
der Produktionseinschränkung ausgenoinmen. Eine Reihe verschiedener 
kleinerer Industriezweige dürfte ebenfalls in der Niedergangsperiode 
mit einer Einschränkung von 30—40% gearbeitet haben. Keinerlei 
ungünstige Einwirkung hat der Krieg jedoch auf die Maschinenindustrie 
hervorzurufen vermocht. 
Andere Industriezweige haben zwar auch Rückschläge zu ver 
zeichnen gehabt, doch waren diese nicht stets als eine Folge des Krieges 
anzusehen, sondern sie beruhten häufig auf wesentlich anderer Grund 
lage. So beruht z. B. der Rückgang, welchen die Seidenwebereien in 
Nischijin (Kyoto) in der ersten Hälfte des Jahres 1904 erlitten haben, 
ans einem Organisationsfehler, steht also mit den Folgewirkungen des 
Krieges in keinerlei ursächlichem Zusammenhang. Den Umfang und 
die Ausdehnung der einzelnen Industriezweige, welche durch den Krieg 
günstig oder ungünstig beeinflußt worden sind, hier näher zu beleuchten, 
würde zu weit führen, immerhin mag hervorgehoben werden, daß viel 
fach Jndustrieen durch entsprechende Anpassung an den Inlands- oder 
Auslandsmarkt es fertig gebracht haben, sich den schädlichen Einflüssen 
der Kriegszeit zu entziehen und häufig ihre wirtschaftliche Position nicht 
unwesentlich zu stärken. Besonders haben Webereien, die bisher nur 
für den Inlandsbedarf arbeiteten, eine ausgedehnte Exporttätigkeit auf 
genommen. Andere Jndustrieen wieder, deren Absatzgebiete ihnen in 
folge des Krieges völlig verschlossen waren, fanden durch Lieferungen 
an Heer und Marine oft reichlich Ersatz; besonders kommen hier in 
Betracht die Jndustrieen für Baumwoll-Flanelle, nichtmetallartige Knopfe 
und die Sakeindnstrie. Die Baumwollgarniudustrie fand reichliche Be- 
schäftigung durch den Export, und die niedrigen Jnlandslöhne brachten 
die Industrie der Stroh- und Holzgeflechte zu einer aufsteigenden Ent 
wicklung; dadurch daß die japanischen Bierbrauereien ihr Absatzgebiet 
mehr nach Tschifu und Südchina hin verlegten, wußten sie den augen 
blicklichen Verlust von der Mandschurei und Korea in geschickter Weise 
zu ersetzen. Infolge der erhöhten Frachten und Versicherungsprämien 
für ausländische, amerikanische und europäische Waren nach Korea, 
konnte besonders die japanische Papierindustrie dorthin in gesteigertem 
Maße liefern; überhaupt waren allgemein die Punkte, wo japanisches
	        
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