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Handelsstand ist weder den großen Aufgaben, noch den Gefahren
der deutschen Zukunft gewachsen.
II. Einwände gegen die Sonntagsruhe.
1. Man hat gegen die Sonntagsruhe eingewendet, daß mit
der Verminderung der Arbeitszeit im Handel sich auch die Leistungs
fähigkeit des deutschen Handels, seine Konkurrenzkraft mindern
würden.
Schon ein Blick auf unsere größten Mitbewerber im Welt
handel, auf England und Nordamerika, müßte genügen, um die
Haltlosigkeit einer derartigen Behauptung darzutun. Beide Staaten
haben volle Sonntagsruhe, man ist dort einhellig der Meinung,
daß die Sonntagsruhe nicht eine Schwächung, sondern im Gegen
teil eine Stärkung der Leistungsfähigkeit bedeutet.
Neu erfrischt an Geist und Körper, werden Prinzipale und
Handlungsgehilfen nach der Ruhe des Sonntags die Werktags
arbeit beginnen. Ihre Leistungen werden also besser und auch
der Menge nach gesteigert sein.
Eine Fortsetzung der Arbeit auch während des Sonntags
wirkt, wie allzu ausgedehnte Werktagsarbeit, überhaupt nicht mehr
produktiv und kann demnach gar nicht nutzbringend sein. Denn
im Gegensatz zur Maschine kann die menschliche Arbeit nur bis
zu einein bestimmten Grade dauernd in Tätigkeit erhalten
werden. Von einem bestimmten Moment an tritt Ermattung
ein und, weit davon entfernt, produktiv zu sein, deckt die Arbeit
oft nicht einmal die Kosten.
2. Man hat im Kleinhandel die völlige Sonntagsruhe
damit bekämpft, daß man behauptet, eine Verringerung der Ein
nahmen werde eintreten.
Man übersieht hierbei, daß die notwendigen Bedürfnisse, die
zum Einkauf zwingen, gegeben sind und daß sie in jedem Falle
befriedigt werden müssen. Wer Nahrung, Kleider usw. braucht,
muß und wird sie anschaffen; wenn die Läden am Sonntage ge
schlossen sind, so werden sie am Werktage besucht. Die echten
Gelegenheitskäufe aber, bei denen im Vorübergehenden im Augen-
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