Tierische Entleerungen. Untersuchung von Harn.
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Durch eine zweite Durchbohrung des Propfens ist das Kölbchen mit einem Aspirator
in Verbindung gesetzt, um fortwährend einen Luftstrom durch den Apparat ziehen
zu können. Anstatt dieses Kölbchens kann man auch einen gewöhnlichen Säure
apparat oder eine U-förmige Kugelröhre benutzen.
In den agrikulturchemischen Laboratorien benutzt man gewöhnlich den zuerst von
Henneberg und Stohmann 1 ) empfohlenen Apparat zum Trocknen im Wasserstoffstrome;
dieser Apparat ist mit 6 (bezw. 12) Liebigschen Trockenröhren versehen und später von
H. Weiske 2 ) etwas abgeändert, sowie mit dem gewöhnlichen Dampftrockenschrank in
zweckmäßige Verbindung gesetzt worden.
Es können hierzu auch die verschiedenen Vakuum-Trockenapparate verwendet werden.
Das Eintrocknen des Harnes wird in etwa 3 Stunden vollendet sein; man er
mittelt den Rückstand durch Wägen, spült das im Abdampfrohr vielleicht sub
limierte kohlensaure Ammon in das Kölbchen, entfernt die Kohlensäure durch
Aufkochen der Flüssigkeit und titriert mit Natronlauge die im Kölbchen vor
handene nicht gesättigte Säure. Bei menschlichem, durch seinen Gehalt an saurem
phosphorsaurem Natrium sauer reagierenden Harn kann man annehmen, daß das
so gefundene Ammoniak von zersetztem Harnstoff herrührt; es wird daher durch
Multiplikation mit der Zahl 1,7644 auf Harnstoff berechnet und der Trockenmasse
zugezählt. Bei dem Harn grasfressender Tiere ist jedoch aus der Schwankung des
beim Abdampfen sich entwickelnden und des direkt ira Harn bestimmten Ammoniaks
(s. unten) die Menge des im ersteren Falle etwa sich zersetzenden Harnstoffes zu
ermitteln. Übrigens sind diese Ammoniakmengen meistens nur unbedeutend und
können häufig ganz unberücksichtigt bleiben.
3. Die Menge der feuerbeständigen Salze oder den Aschengehalt des
Harnes findet man, wenn man 50 ccm des letzteren in der Platinschale eindampft,
den Rückstand vorsichtig verkohlt, die kohlige Masse mit Wasser auszieht, trocknet
und dann vollständig verbrennt, was leicht stattfindet, wenigstens wenn man es mit
dem Harn grasfressender Tiere zu tun hat; der wässerige Auszug wird mit der
Asche der Kohle vereinigt, zur Trockne verdampft, der Rückstand in der Schale
mit aufgelegtem Deckel schwach geglüht und gewogen.
In der so erhaltenen Asche wird die Kohlensäure bestimmt. Soll eine vollständige
Aschenuntersuchung ausgeführt werden, so nimmt man eine entsprechend größere Menge
Harn zum Veraschen. Die Untersuchung der Harnasche wird ebenso ausgeführt, wie die
einer kieselsäurearmen Pflanzenasohe, nur ist zu beachten, daß die Asche des frischen
Harnes pflanzenfressender Tiere meist arm ist an alkalischen Erden und daher zur Be
stimmung dieser Stoffe womöglich eine größere Menge Asche in Arbeit genommen werden
muß. Von Phosphorsäure findet man im Harne der Wiederkäuer meist nur Spuren, im
Harne der Schweine und oft auch der Kälber ist jedoch die Menge der Phosphorsäure
eine größere.
4. Zur Bestimmung des Gesamtstiokstoffes werden 5 ccm Harn mit 5 ccm
gesättigter (reiner, d. h. NH 3 -freier) Oxalsäurelösung (zur Bindung des Ammoniaks)
im Gemenge mit etwas ausgeglühtem und gepulvertem Gips in Hofmeisterschen
Glasschälohen auf dem Wasserbade eingetrocknet, die trockne Masse samt Schälchen
im Mörser zerdrückt, verlustlos in einen Glaskolben gebracht und nach Kjeldahl
(vergl, unter „Düngemittel“) verbrannt. Auch kann man direkt 5—10 ccm Harn
in den Verbrennungskolben bringen, 20 ccm Schwefelsäure zusetzen, dann zuerst
vorsichtig über kleiner Flamme das Wasser entfernen, hierauf stärker erwärmen und
die Verbrennung wie üblich nach dem Verfahren von Kjeldahl zu Ende führen.
J ) Henneberg und Stohmann, Beiträge zur Begründung einer rationellen Fütte
rung der Wiederkäuer, 2. Heft, S. 27 ff., 1763.
2 ) Landw. Versuchs-Stationen 1874, 17, 31.