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Tierische Entleerungen.
5. Das im Harn vorhandene fertig gebildete Ammoniak läßt sich durch
Destillation des verdünnten Harns mit frisch gebrannter Magnesia und Auffangen
des destillierenden Ammoniaks in titrierter Schwefelsäure (vergl. über Ammoniak-
Bestimmung in „Düngemitteln“) ermitteln.
Die Menge des fertig gebildeten Ammoniaks beträgt im frischen Einderharne nach
Boussingault 0,006—0,010°/o, nach Rautenherg 0—0,009% und verdient daher bei
Untersuchungen über den Stickstoffkreislauf im Körper des Rindes kaum eine besondere
Berücksichtigung. Im menschlichen Harn ist die Menge des Ammoniaks eine größere und
zu 0,078—0,103% gefunden worden.
6. Bestimmung des Harnstoffs, Das frühere v. Liehigsche Verfahren
zur Bestimmung des Harnstoffs durch Titration mit salpetersaurem Quecksilber wird
wegen seiner Umständlichkeit und der vielen Fehlerquellen kaum mehr angewendet,
da der Harnstoff aus dem jetzt nach Kjeldahl leicht zu bestimmenden Gesamt-
Stickstoff nach Abzug des Ammoniak- + Harnsäure- (hezw. Hippursäure-) Stickstoffs
fast ebenso zuverlässig ermittelt werden kann. Ich beschränke mich daher darauf,
nur die zugehörige Literatur anzuführen. 1 )
7. Zur Bestimmung der Hippursäure und Harnsäure dampft man
200 ccm Harn im Wasserbade bis auf etwa 50 ccm ein, versetzt mit 20 ccm Salz
säure, erwärmt mäßig, läßt in der Kälte 48 Stunden stehen (am besten im Keller
bei möglichst niedriger Temperatur), sammelt die ausgeschiedene rohe Hippursäure
auf einem gewogenen möglichst kleinen Filter und wäscht mit kleinen Mengen
möglichst kalten Wassers aus, bis die Flüssigkeit farblos abläuft und mit Silber
lösung nur noch schwache Trübung gibt; hierauf wird bei 100° getrocknet und
gewogen. Für je 6 ccm der vom Filter ablaufenden Flüssigkeit addiert man dem
Löslichkeitsverhältnis der Hippursäure in kaltem Wasser entsprechend C/goo) = 10 mg
zu dem direkt gefundenen Gewichte der Hippursäure hinzu. Die gewogene Hippur
säure ist durch Verbrennen auf etwaigen Salzgehalt zu prüfen.
Diabetischen Harn läßt man vorher mit Hefe vergären, stark eiweiß
haltigen Harn befreit man vorher durch Koagulation mit einigen Tropfen Salpeter
säure von dem Eiweiß.
In derselben Weise wie die Hippursäure wird auch die etwa vorhandene Harnsäure
mittels Salzsäure ausgeschieden, wobei man gewöhnlich für 100 ccm der vorhandenen und
verbrauchten Flüssigkeit noch 0,0048 g Harnsäure hinzurechnet. Um die hierbei in Lösung
bleibende Harnsäure ebenfalls abzusoheiden, hat E. Salkowsky * 2 ) ein Verfahren vorge
schlagen, das jedoch mit dem oben angegebenen Lösungskoeffizienten nach Schwanert
übereinstimmende Ergebnisse liefert. In dem Harn der Pflanzenfresser sind meist nur
Spuren von Harnsäure vorhanden, die nicht berücksichtigt werden; in dem Harn der fleisch
fressenden und von gemischter Nahrung lebenden Tiere ist dagegen die Menge der Harnsäure
gewöhnlich eine größere als die der Hippursäure. Um beide Säuren voneinander zu trennen,
behandelt mau das Gemenge wiederholt mit 83-grädigem Weingeist, welcher die Hippursäure
leicht auflöst, während die Harnsäure darin fast unlöslich ist.
Bei der Harnsäurebestimmung muß ebenfalls etwaiges Eiweiß durch Koagulation
entfernt werden; zuckerhaltiger Harn wird zuerst mit Bleiessiglösung gefällt, filtriert,
das Filtrat mit essigsaurem Quecksilberoxyd gefällt, der abfiltrierte Niederschlag durch
Schwefelwasserstoff zersetzt, filtriert und das Filtrat alsdann mit Salzsäure versetzt.
’) Henneberg und Rautenherg, Ann, der Chemie und Pharm. 133, 65.
Pfeiffer, Zeitschr. f. Biologie 1884, 20, 550, 558.
Pflüger, Archiv f. die gesamte Physiologie 1887, 40, 553—586.
2 ) Zeitschr. f. anal. Chemie 1871, 10, 243 und 1872, 11, 234. Vergl. auch Schwanert,
ebendaselbst 1872, 11, 356.