Untersuchung der Mineralböden.
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Die Differenz im Gewichte des so berechneten Humus (+ dem direkt bestimmten
Gesamt-Stickstoff im Boden) und des Glühverlustes des bei 100° getrockneten
Bodens ist als chemisch oder überhaupt als fest gebundenes Wasser zu be
zeichnen. welches bei 100° nicht flüchtig ist.
4. Bestimmung der kohlensauren Erden.
Die kohlensauren Erden spielen seihst in geringen Mengen als Boden-
Konstituenten eine bedeutsame Rolle. Bei geringen Mengen vorhandener Kohlen
säure kann letztere ausschließlich als an Kalk gebunden angesehen und die Menge
des vorhandenen kohlensauren Kalkes durch eine einfache Kohlensäure-Bestimmung
berechnet werden.
a) Bestimmung der Kohlensäure, a) Aus dem Gewichtsverlust. Das
Verfahren beruht darauf, daß man in einem vorher beschickten und gewogenen
Kohlensäure-Bestimmungsapparat, z. B. dem von Mohr usw., die Kohlensäure durch
verdünnte Salzsäure (1:10) und schwaches Erwärmen austreibt, nach dem Erkalten
den Rest der im Apparat noch vorhandenen Kohlensäure entweder durch Evakuieren
oder Durchleiten von Luft mittels eines Aspirators entfernt, dann den Apparat
wieder wägt und den Gehalt an Kohlensäure aus dem Gewichtsverlust berechnet.
Man wägt von dem Boden je nach dem Gehalt an Kohlensäure 1—5 g ab,
trocknet diese Menge erst eine Stunde lang im Trockenschrank und bringt sie als
dann in einen Kohlensäure-Bestimmungsapparat.
ß) Durch direkte Wägung. Handelt es sich um eine möglichst genaue
Bestimmung der Kohlensäure, so werden 1—5 g der vorher 1 Stunde bei 100°
getrockneten Erde in ein mit doppelt durchbohrtem Kork versehenes Kölbchen ge
bracht; durch die eine Öffnung des Korkes führt ein Trichterrohr bis auf den Boden
des Kölbchens, durch die- andere ein Ableitungsrohr. Letzteres wird mit Wasch
apparaten, die konzentrierte Schwefelsäure und Chlorcalcium zur Absorption des
mitgerissenen Wassers enthalten, verbunden und daran schließt sich ein Geißler scher
Kaliapparat, der vorher gewogen worden ist.
Nachdem man den Boden in das Entwickelungs-Kölbchen gegeben hat, wird
der Apparat geschlossen, durch das Triohterrohr verdünnte Salzsäure zugegeben,
zum schwachen Sieden erwärmt, schließlich kohlensäurefreie Luft durchgeleitet und
der vorgelegte Kaliapparat wieder gewogen. Die Gewichtszunahme ergibt die Menge
Kohlensäure.
Über die volumetrische Bestimmung der Kohlensäure in kalkreichen Böden
vergl. unter „Mergel“ bezw. „Kalkstein“.
H. Immendorff 1 ) weist darauf hin, daß die Anwendung von Salzsäure bei
diesem \ erfahren zu unrichtigen Ergebnissen führen muß, wenn der Boden Mangan-
oxyde enthält; daß sich aber die oxydierende Wirkung eines solchen Gemisches auf
die im Boden stets vorhandenen Humussubstanzen und auch die Entwickelung von
Chlor durch Zufügung von Zinnchlorür leicht vermeiden läßt. Weiter aber haben
die Humusstoffe die Eigenschaft, beim Erhitzen mit Wasser oder verdünnter Salz
säure in Gegenwart von Sauerstoff und selbst in einer W T asserstoffatmbsphäre
Kohlensäure, wenn auch in geringen Mengen, abznspalten; da wir im Ackerboden
stets mit humosen Substanzen zu rechnen haben, so kann nach diesem Verfahren
durch Erhitzen mehr Kohlensäure (und daraus berechnet auch mehr kohlensaurer
Kalk) gefunden werden, als in Wirklichkeit vorhanden ist, was um so mehr ins Ge
wicht fällt, je geringer der Gehalt des Bodens an Karbonaten ist. H. Immendorff
B Zeitscbr. f. augew. Chemie 1900, 1177.