Mikroskopische Untersuchung. Die Pilze der Futtermittel.
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Milchsäure auf ihre Erreger stark entwickelungshemmend wirkt. Die Buttersäure-
Bakterien sind sämtlich ziemlich große Stäbchenbakterien, die teils aerob, teils streng
anaerob leben und Endosporen erzeugen.
In dritter Linie wären zu erwähnen die Essig-Bakterien, die Äthylalkohol
zu Essigsäure vergären, bei richtiger Leitung der Futtergärung aber kaum eine
Rolle spielen.
b) Protein zersetzende Bakterien.
Die Protein zersetzenden Bakterien sind teils Aerobier teils Anaerobier. Zu
ersteren gehören die überall auftretenden Stäbchenbakterien aus der Gruppe des
Bacillus mesentericus („Kartoffelbazillen“) und des Bacillus subtilis (Heubazillen),
die sämtlich außerordentlich widerstandsfähige Endosporen bilden; ferner die Bakterien
der Gruppe des Bacterium (Proteus) vulgare. Von den anaeroben Proteinzersetzern
ist in erster Linie Bacillus putrificus zu nennen, der wichtigste Fäulnispilz, der in
den Futtermitteln stets vorhanden ist. Br ist eine Stäbchenbakterie, die ihre ovalen
Endosporen an einem Ende der Zelle erzeugt, so daß trommelschlägelartige Gebilde
entstehen.
Von pathogenen Pilzen, die durch Futtermittel übertragen werden können,
ist besonders Bacillus anthracis, der Erreger des Milzbrandes, und Bacillus
Chauvoei, der Erreger des Eauschbrandes, zu erwähnen, deren Dauerformen sich
im Boden und auf manchen Weiden erhalten. Ferner kommt auf Getreideteilen häufig
der Erreger der sog. Strahlenkrankheit, der Hyphomycet (Actinomyces bovis) vor.
Der Nachweis der saprophytischen Pilze.
Der Nachweis der saprophytischen Pilze in Futtermitteln kann in manchen
Fällen durch mikroskopische Untersuchung, meist aber nur in Verbindung mit dem
Kulturverfahren erfolgen. In stark verschimmelten Futtermitteln findet man die
Pilzhyphen schon bei mikroskopischer Durchmusterung, unter Umständen auch die
kennzeichnenden Konidienträger. Mehlige Stoffe (Kleie, Mehle, Ölkuchenmehle)
schließt man vorteilhaft mit etwas verdünnter Natronlauge im Becherglase auf
dem Wasserbade auf und behandelt sie dann noch einige Male mit heißem Wasser. In
Futtermitteln, in denen eine starke Vermehrung der Bakterien stattgefunden hat, kann
man durch Anlegen eines gefärbten Präparates von einer Emulsion in Wasser zuweilen
schon zu einem Urteil gelangen, zumal wenn man dabei die Zellform der Bakterien,
das Aussehen, die Krümelung, die Reaktion usw. des Futtermittels beachtet (vergl.
auch S. 253).
Im allgemeinen zeigen mehlige Futtermittel, in denen eine starke Bakterien-
Vermehrung stattgefunden hat, eine etwas krümelige Struktur, da sie infolge der
starken Durchfeuchtung zusammengebacken waren. Häufig auch haben sie ihre
natürliche Farbe eingebüßt und einen stechenden oder dumpfen Geruch angenommen.
Alkalische Reaktion spricht in allen Fällen für tiefgreifende Zersetzungen, saure
dagegen nicht immer.
Mehlige Futtermittel, die verschimmelt sind, haben oft auch die leichte \ er-
schiebbarkeit der Teilchen verloren,. sie „fallen“ nicht. Der Geruch ist zuweilen,
zumal wenn man die Probe einige Tage im verschlossenen Glase stehen läßt, dumpfig.
Ist ein verschimmeltes Futtermittel nicht vorher absichtlich getrocknet, so findet
man stets einen höheren Feuchtigkeitsgehalt. Bei mehr als 14°/ 0 Feuchtigkeit
ist bei mehligen Futtermitteln und Kuchen stets Verdacht auf Verschimmelung vor
handen. Bei Melassen liegt diese Grenze höher. Manchmal auch ist in ver
schimmelten Ölkuchen und -mehlen mit flüssigem Fett letzteres so zersetzt, daß der
Atherauszug bei Zimmertemperatur kristallinisch erstarrt (vergl. vorstehend S. 418).
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