Die Untersuchung der Sämereien.
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2. Herstellung einer engeren Mittelprobe. Zur Herstellung der „engeren
Mittelprobe“ aus der eingesandten Menge empfiehlt Fr. Nobbe den von ihm
angewendeten, mit Glanzpapier ausgeklebten viereckigen Pappkasten, 1 ) in welchen
die Probe gebracht und horizontal geschüttelt wird, bis eine gleichmäßige Ver
teilung nach Maßgabe der spezifischen Gewichte anzunehmen ist; alsdann werden
4—5 Partien in 4—5 Inseln oder auch in Kreuzform an verschiedenen Stellen
isoliert und ihr Inhalt im Gesamtbeträge der zur Untersuchung erforderlichen Menge
mittels Hornspatels aufgenomraen. Man kann sich zur Herstellung der engeren
Mittelprobe auch der Fließprobe (S. 431) bedienen oder aber besonders für Gras-
und Rübensamen sehr zweckmäßig auch in folgender Weise verfahren; Die ganze
Probe wird auf glattem, reinem Papier mit einem Hornlöffel gut gemischt, gleich
mäßig in dünner, überall gleichhoher Schicht ausgebreitet und nun werden aus
derselben mit einem Hornlöffel an geometrisch bestimmten Stellen kleinere Pröbchen
genommen; dabei ist darauf zu achten, daß auch die auf dem Boden liegenden
Körner mitgenommen werden.
Über die Menge der zur Untersuchung zu verwendenden „engeren Mittel-
prohe“ vergl. S. 431.
3. Bestimmung der Echtheit des Samens. Die Echtheit der Gattung und Art
der meisten Kultursamen ist, wie schon S. 431 gesagt, von der Kontrollstation
unschwer festzustellen, da deren Vorstand die nötigen Kenntnisse und außerdem
eine Mustersammlung besitzen muß. Selbst Lolium italicum und perenne, Festuca
pratensis und Lolium perenne, die hauptsächlichsten Poa-Arten (P. pratensis,
trivialis, nemoralis, annua) lassen sich allenfalls unterscheiden, doch ist in dem
Gutachten Vorsicht zu empfehlen. Manche Samenarten: Trifolium medium und
pratense, Medicago sativa und media, Brassica-Ärten sind wohl in einzelnen scharf
ausgeprägten Körnern, zum Teil mit Hilfe des Mikroskopes zu unterscheiden,
nicht aber in Massen. Eine Garantie für die Echtheit von Varietäten von Brassica,
Raphanus, Trifolium (z. B. das Cowgrass, Trifolium pratense perenne), von Zere-
alien, Hülsenfrüchten usw. hat die Kontrollstation abzulehnen und auf die Ent
scheidung durch die sonst unzulässige Feldprobe zu verweisen, wofür der Käufer
111 diesen Beziehungen vom Händler Garantie zu fordern hat.
Das Gesetz steht solcher Forderung zur Seite.
Die Untersuchung von „Grasgemischen“ ist von der Kontrollstation abzulehnen
and dahin zu streben, daß das Angebot solcher Mischungen in den Preislisten der
Samenhändler verschwinde (vergl. S. 431).
Die sogenannten „Grasgemische“ sind meistens ohne Grundsatz zusammengestellte
Gemengsel fragwürdiger und jedenfalls ungeprüfter Samen; ihre Verwendung ist
entschieden zu widerraten. Ein (an sich empfehlenswerter) Mischbestand auf Wiesen
ist durch Einkauf und Prüfung der einzelnen zu verwendenden Samenarten her-
z ustellen.
Eine sehr häufig an die Samenkontrollstationen herantretende Frage ist die,
0:1 ein Rotklee deutsche bezw. einheimische oder amerikanische Saat ist.
_ der amerikanische Rotklee bei uns leicht auswintert oder doch im all-
»emeinen, besonders aber im zweiten Jahr geringere Erträge liefert, so ist diese
la ge keine müßige.
Wenn der Kleesamen nicht gesiebt ist, so kann man den amerikanischen Eot-
e e an seinen eigenartigen Unkrautsamen: Plantago Rugelii, Plantago aristata,
___^° sia artemisiaefolia, Panicum capillare, Euphorbia Preslii, Verbena urticaefolia,
') Nobbes Handbuch der Samenkunde, 1. Aufl. S. 425.