Die Untersuchung der Sämereien.
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Für Brauereien genügt ein Apparat, der billiger zu stehen kommt. Will man den
Apparat in Benutzung nehmen, so taucht man die Keimplatten in Wasser, welches sie
rasch aufsaugen, bringt in jede Zelle ein Gerstenkorn und gießt in die Blechschaleu etwas
Wasser. Jede Gerstenprobe wird 2 Keimplatten beanspruchen, so daß man auf einmal 5
Gerstensorten auf ihre Keimkraft prüfen kann. Will man bei der eben herrschenden Luft
temperatur keimen lassen, so hat man weiter nichts zu tun, als von Zeit zu Zeit nach
zusehen, ob die Filterunterlagen gut mit Wasser durchtränkt sind, und, wenn nötig,
Wasser nachzugießen. Die Keimplatten werden öfter durch Auskochen gereinigt.
Stainer verfertigt noch einen kleinen und billigen Apparat, 1 ) bestehend aus einer
runden, porösen Keimplatte mit 100 Vertiefungen zur Aufnahme der Gerstenkörner, die
auf eine mit feuchtem Sand gefüllte Schale gelegt und mit einem Glassturz überdeckt
wird. Der Sand wird während der Keimprobe mäßig feucht gehalten.
d) Keimapparat von Goldewe und Schönjahn in Braunschweig.
Dieser in Fig. 241 abgebildete Apparat findet ebenfalls in Bierbrauereien mit gutem
Erfolg Anwendung.
Auf der Einschnürung eines Glasgefäßes a liegt die mit 100 kleinen, nach unten
sich verjüngenden Öffnungen versehene Keimplatte b, die nur aus glasiertem Steingut an
gefertigt ist. Will man den Apparat in Benutzung nehmen, so füllt mau das Gefäß a
beinahe ganz mit Wasser; dann steckt man in jede Öffnung der Keimplatte ein Gersten
korn mit dem Keimende nach unten, bedeckt die Körner oben mit einer dünnen Sandschicht,
befeuchtet diese mit reinem Wasser und deckt den mit einem Thermometer versehenen
Filzdeckel o darauf. Das Keimen verläuft in dem Apparat rasch und gleichmäßig.
Wenn man mit manchen Keimapparaten nicht zufrieden ist, so liegt das meist in
der falschen Handhabung derselben. Die zu verwendende Gerste soll man vorher gut
waschen, um sie von Staub und Schimmelsporen zu befreien. Man soll die Keimplatten
vor jedem Versuche gut reinigen und sie während des Keimversuches niemals sehr naß
halten, weil die Gerstenkörner sonst faulen; man muß ferner den Keimapparat an einen
mäßig kühlen Ort mit reiner Luft stellen (Malztenne), sonst schimmelt die Gerste leicht.
Auch muß man die porösen Kcimplatten öfter durch Auskochen reinigen. Die Keimplatten
dürfen nicht unbedeckt dem Staube ausgesetzt stehen bleiben, sondern sind bedeckt zu
halten. 2)
Den Verlauf der Keimung in einem solchen Keimapparate kontrolliert man
anfangs täglich, später alle 2 Tage; man nimmt jedesmal die gekeimten Samen
mittels einer Pinzette heraus bezw. weg und vermerkt die Anzahl.
Beim Abschluß, d. h. nach Ablauf der oben für die einzelnen Saatwaren
vorgeschriebenen Zeit, wird die Summe gezogen und zugleich nötigenfalls nach
^chnittprobe vermerkt, wie viele der nicht gekeimten Samen noch „hart“ (bei Klee-
samen usw.) oder „frisch“, „grün“ (bei Kiefernsamen usw.) geblieben sind.
Bei Beurteilung der Keimfähigkeit ist auch als wesentlich die „Keimungs-
energie“ zu berücksichtigen. Bei gleichem Endergebnis der absoluten Größe der
Keimfähigkeit ist ein Samen um so besser, je schneller er keimt. Wenn z. B. 2 ge
gebene Kleesamenproben folgende Ergebnisse an Keimpflanzen geliefert haben:
ln 1 2 3 4 5 6 7 89 10 Tagen Summe
a) — 5 16 20 10 14 8 6 7 2 =90%,
b) 20 60 4 2 — 1 — — 1 — = 88 „
würde die letztere, welche in 3 Tagen bereits 84 von den überhaupt 88 °/ 0
Aeimen geliefert hat, weitaus den Vorzug verdienen vor der ersteren, welche in
< ein gleichen Zeitraum erst 20 °/ 0 zur Keimung brachte.
] ) Die Stainerschen Keimapparate sind von J. Stainer (Firma J. Staiuer & Hoff-
a nn, Samenhandlung in Wiener-Neustadt, Niederösterreich) zum Preise von 40 bezw. 30
u en der große und zu 3 Gulden für den kleinen Apparat zu beziehen.
') Aubry empfiehlt einige weitere Keimkästen (Zeitschr. f. d. gesamte Brauwesen
1885,