Full text: Die Untersuchung landwirtschaftlich und gewerblich wichtiger Stoffe

Vollmilch. Bestimmung des Fettes. 
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c) Die Zentrifugalverfahren. 
Seit etwa einem Jahrzehnt sind die Verfahren, nach welchen das Fett der 
Milch durch Zentrifugieren quantitativ abgeschieden wird, in einer Weise ausgehildet, 
daß sie z. T. den gewichtsanalytischen und dem aräometrischen Verfahren kaum 
nachstehen. Da die Dichtigkeit der Ergebnisse bei diesen Verfahren aber stets von 
der richtigen Kalibrierung der Meßröhrchen abhängt, so dürfte es sich empfehlen, 
diese entweder im Laboratorium nachzuprüfen oder nur amtlich geeichte Röhrchen 
zu verwenden. 
Der erste Apparat dieser Art war: 
cc) Der Laktokrit. Das Verfahren gründet sich darauf, das Kasein durch 
reichlichen Überschuss von Säuren zu lösen und das hierdurch frei gewordene Fett 
durch Zentrifugalkraft auszuschleudern. Die Höhe der Fettschicht wird direkt ab 
gelesen. Die Konstruktion des Laktokrits ist insofern dem Lavalschen 
Separator angepaßt, als derselbe nach Herausnahme des Rotationskörpers in 
die Umhüllung des Separators eingesetzt wird. Da das Laktokrit-Verfahren 
durch die neueren Zentrifugal verfahren Ubertroffen und daher z. Z. wohl 
kaum noch angewendet wird, sehen wir hier von der Beschreibung dieses Ver 
fahrens ab. 
Von den neueren Zentrifugalverfahren, bei denen die Zentrifugen teils mit 
der Hand, teils durch Maschinenkraft angetrieben werden, sei hier zunächst aufgeführt: 
ß) Das Zentrifugal verfahren von Willi. Thörner. 1 ) — Die benutzte 
Zentrifuge ist eine Abänderung der Viktoria-Zentrifuge von Waston, Laidlow & Co. 
ln Glasgow; Thörner hat dieselbe für die verschiedenartigsten Laboratoriums 
zwecke, außer für Bestimmung des Fettes in der Milch zur Bestimmung des Wasser- 
und Fettgehaltes der Butter, zur Trennung der Stärkearten in Mehlgemischen, zur 
Abscheidung leichter Schwebestoffe in Sputum, Harn, Wein, Bier und Wasser usw. 
eingerichtet. 
Die Benutzung derselben für die Bestimmung des Fettes in der Milch und 
den Milcherzeugnissen geschieht in folgender Weise; 
Je 10 ccm der gut durchmischten Milch werden in den unteren Teil des Zentrifugier 
röhrchens (Fig. 251) gebracht und hierauf aus einer Bürette 1,5 ccm einer alkoholischen 
Kalilösung, welche 160 g Kalihydrat im Liter .enthält, oder 1 ccm einer wässerigen Ka i- 
losung, welche 500 g Kalihydrat im Liter enthält, hinzugefügt. Jetzt setzt man den 
Gummistopfen mit noch offenem Quetschhahn auf und vermischt die beiden 1 Bissigkeiten 
in uig durch sanftes Aufschlagen des möglichst geneigt gehaltenen Röhrchens ant die innere 
Kläche der linken Hand. Hierauf hängt man das Röhrchen mittels des oberen, zu diesem 
Zweck etwas weiter hergestellten Ansatzes in eine entsprechend große Öffnung eines 
kochenden Wasser- oder Dampfbades und schließt nach etwa 10—:15 bekunden den 
Quetschhahn. Das Aufsetzen des Gummistopfens und das naohherige Schließen des Quetsch- 
'ahnes geschieht nur beim Versieden mit alkoholischer Kalilösung und ist notwendig, weil 
sonst leicht ein Überkochen der Flüssigkeit stattfindet. Nach etwa 2 3 Minuten entfernt 
®au das Röhrchen aus dem Wasserbade. Die Flüssigkeit hat jetzt infolge der Einwirkung 
der Alkalilösung eine mehr oder weniger braune Farbe angenommen. Man schüttelt noch- 
mals, wie oben angegeben durch und läßt dann aus einem Tropftrichter Eisessig bis auf 
e^a 1 ccm unter dem verjüngten Teil des Röhrchens zufließen. Hierauf wird, wenn noch 
Kasestoffflöckchen ungelöst erscheinen, nochmals durchgeschüttelt und dann mit dem Zusatz 
uer Säure fortgefahren, bis das Plüssigkeitsgemisch etwa den Teilstrich 0—1 erreicht. 
Jetzt wird wiederum der Gummistopfeu aufgesetzt, der Quetschhahn geschlossen und das 
') Chem.-Ztg. 1892, 16, 1101. Die Zentrifuge wird angefertigt von Dirks & Möll 
mann iu Osnabrück.
	        
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