Ausführungs-Bestimmungen zum Zuckersteuergesetz.
635
Zuckerlösungen, welche nach der weiterhin zu erwähnenden Filtrierung nicht klar
oder noch so dunkel gefärbt sind, daß sie im Polarisationsapparate nicht hinlänglich durch
sichtig sind, müssen vor dem Auffüllen zur Marke geklärt oder, wenn erforderlich, ent
färbt werden.
Die Klärung geschieht in der Kegel durch Zusatz von 3—6 ccm eines dünnen Breies
von Tonerdehydrat nebst 1—3 com Bleiessig. Gelingt die Klärung auf diese Weise nicht,
so ist der Bleiessigzusatz vorsichtig zu vermehren, jedoch nur so weit, daß jeder neu hinzu
gesetzte Tropfen Bleiessig noch einen Niederschlag hervorruft.
Nach der Klärung wird der innere Teil des Halses des Kölbchens mit destilliertem
Wasser mittels einer Spritzflasche abgespült und die Lösung in der oben angegebenen Weise
bis zur Marke aufgefüllt, Hierauf wird die im Halse des Kölbchens etwa noch anhaftende
Flüssigkeit mit Fließpapier abgetupft, die Öffnung des Kölbchens durch Andrücken eines
Fingers geschlossen und der Inhalt durch wiederholtes Umkehren und Schütteln des Kolbens
gut durchgemischt.
Bezüglich der Klärung gelten folgende allgemeine Bemerkungen;
1. Die Flüssigkeit braucht um so weniger entfärbt zu sein, je größer die Lichtstärke der
Lampe ist, welche zur Beleuchtung des Polarisationsapparats dient. Man bedient sich
einer Gltihlichtlampe (Spiritus oder Gas) oder einer Petroleumlampe, im Notfall auch
einer gewöhnlichen Gaslampe oder einer elektrischen Lampe, welche zu dem vor
liegenden Zwecke zugerichtet ist. Doch ist ein chromsäurehaltiges Strahlenfilter
zwischen Lichtquelle und Auge einzuschalten.
2. Bleiessig darf nie in allzu großer Menge zugesetzt werden. Bei einiger Übung lernt
man sehr bald erkennen, wann mit dem Bleiessigzusatz aufgehört werden muß.
3. Die Wirkung des Klärmittels ist um so besser, je kräftiger die Flüssigkeit nach dem
Auffüllen zur Marke durchgeschüttelt wird.
Man schreitet alsdann zur Filtrierung der Flüssigkeit mittels eines in einen Glas
trichter eingesetzten Papierfilters. Der Trichter wird auf einen sogenannten Filtrierzylinder,
welcher die Flüssigkeit aufnimmt, gesetzt und, um Verdunstung zu verhüten, mit einer
Glasplatte oder einem Dhrglase bedeckt. Trichter und Zylinder müssen ganz trocken sein;
ein Feuchtigkeitsgehalt würde eine nachträgliche Verdünnung der Zuckerlösung bewirken.
Zweckmäßig wird das Filter so groß hergestellt, daß man die 100 ccm Flüssigkeit
auf einmal aufgeben kann; auch empfiehlt es sich, falls das Papier nicht sehr dick ist, ein
doppeltes Filter anzuwenden. Die ersten durchlaufenden Tropfen werden weggegossen,
weil sie trübe sind und durch den Feuchtigkeitsgehalt des Filtrierpapiers beeinflußt sein
können. Ist das nachfolgende Filtrat trübe, so muß es auf das Filter zurückgegossen
werden, bis die Flüssigkeit klar durchläuft. Es ist dringend notwendig, diese Vorsichts
maßregel nicht zu verabsäumen, da nur mit ganz klaren Flüssigkeiten sich sichere polari
metrische Beobachtungen austellen lassen.
Nachdem auf die beschriebene Weise eine klare Lösung erzielt worden ist, wird
das Rohr, welches zur polarimetrischen Beobachtung dienen soll, mit dem dazu erforder
lichen Teile der im Filtrierzylinder aufgefangenen Flüssigkeit gefüllt.
In der Kegel ist ein 200 mm-Rohr zu benutzen; wird dabei eine genügende Klar
heit des Bildes im Polarisationsapparat nicht erreicht, so ist die Benutzung eines 100 mm-
Rohres vorzuziehen.
Die Beobachtungsrohre sind aus Messing oder Glas gefertigt; ihr Verschluß an beiden
Enden wird durch runde Glasplatten, sogenannte Deckgläschen, bewirkt. Festgehalteu
werden die Deckgläschen entweder durch aufzusetzende Sohraubenkapseln oder durch federnde
Kapseln, welche über das Bohr geschoben und von den Federn festgehalteu werden.
Die Rohre müssen gut gereinigt und getrocknet sein. Die Reinigung geschieht
zweckmäßig durch wiederholtes Ausspülen mit Wasser und Nachstoßen eines trocknen
Pfropfens aus Papier oder entfetteter Watte mittels eines Holzstabes. Die Deckgläser müssen
blank geputzt sein und dürfen keine fehlerhaften Stellen oder Schrammen zeigen. Beim
Füllen des Rohres ist seine Erwärmung durch die Hand zu vermeiden. Man faßt deshalb
das unten geschlossene Rohr am oberen Teile nur mit zwei Fingern an, gießt es so voll,
daß die Flüssigkeitskuppe die obere Öffnung überragt, wartet kurze Zeit, um etwa ent