662 Eohstoffe und Erzeugnisse der Spiritusfabrikation.
Am besten bewährt sich hier die Bestimmung des Zuckers durch die Garprobe.
100 g Melasse werden, wenn sie alkalisch reagiert, erst mit Schwefelsäure
bis zu schwach saurer Reaktion versetzt, auf 1000 ccm mit Wasser verdünnt,
hiervon 100 ccm (von 5—10 °/ 0 Saccharometeranzeige) zur Austreibung der Kohlen
säure gelinde erwärmt, dann mit 10—20 ccm einer frisch ausgewaschenen, mit
Wasser zu einem dünnen Brei aufgeschlämmten Brennereihefe versetzt und das
Gemisch in das oben S. 657 beschriebene Gärkölbchen gespült. Nachdem das
Kölbchen beschickt und mit dem Aufsatz verschlossen ist, wird das Ganze gewogen
und einige Zeit, d. h. so lange bei 25—30° stehen gelassen, bis das jedesmal nach
dem Erkalten gewogene Kölbchen nebst Aufsatz keine Gewichtsabnahme mehr zeigt.
Alsdann wird unter ganz gelindem Erwärmen und Umschütteln ein trockner Luft
strom durchgeleitet, das Ganze nach dem Erkalten nochmals gewogen und aus dem
Gewichtsverlust (Kohlensäure) die Saccharose nach der Gleichung:
CiÄOn + H 2 ü = 4C0 2 + 4 C 2 H 0 O
berechnet, d. h. 1 Teil Kohlensäure entspricht 1,943 Teilen Saccharose, oder da
nach Pasteur bei derartigen Versuchen nur 95—96°/ 0 des Zuckers in Alkohol
und Kohlensäure übergeführt werden, so multipliziert man die gefundene Menge
Kohlensäure (d. h. den Gewichtsverlust) rund mit 2, um die Menge Saccharose zu
finden.
Oder man bestimmt in der rückständigen Flüssigkeit durch Destillation (siehe
weiter unten) den Alkohol und berechnet aus dieser Menge durch Multiplikation
mit 1,859, bezw. unter Berücksichtigung des obigen Verhältnisses mit 1,95 die
entsprechende Menge Saccharose.
Enthält die Melasse, wie bisweilen vorkommt, freie flüchtige Fettsäuren,
welche ebenso wie salpetrige Säure die Gärung beeinträchtigen, so versetzt
man die Schlempe mit Schwefelsäure in geringem Überschuß und destilliert unter
lebhaftem Kochen 1 ) mit vorgelegtem Kühler etwa die Hälfte ab; man neutralisiert
das Destillat alsdann mit Kalk oder Barytwasser, fällt den Überschuß an Kalk
oder Baryt durch Kohlensäure aus, kocht, filtriert, dampft das Filtrat in einem
gewogenen Platinschälchen zu Trockne, wägt nach dem Trocknen bei 100°, glüht
über dem Gebläse, wägt den Rückstand und erfährt durch Abziehen des letzteren
von dem ersten Rückstand die Menge der flüchtigen Säure.
Auf salpetrige Säure prüft man in bekannter Weise mit Jodkaliumstärke
kleister unter Zutröpfeln von verdünnter Schwefelsäure.
IV. Malz und V. Hefe.
Über die Untersuchung des Malzes (der Bestimmung des Extraktgehaltes,
des Fermentivvermögens usw.) sowie über Untersuchung der Hefe vergl. unter „Bier
und seine Eohstoffe“.
VI. Untersuchung der süfsen Maische,
a) Qualitative Prüfung. * 2 )
1. Ermittelung des Verlaufes der Zuckerhildung. Den Verlauf der Zucker
bildung in den Maischen verfolgt man in den Brennereien mit Jodlösung (Auflösung
*) Sollte die Melasse wegen ausgesohiedener Kristalle (Kaliumsulfat, Chlorkalium)
stark stoßen, so filtriert man die Kristalle erst ab.
2 ) Diese wie die ferneren Prüfungen sind durchweg dem bekannten Handbuch der
'Spiritusfabrikation von M. Maercker entnommen.