Full text: Die Untersuchung landwirtschaftlich und gewerblich wichtiger Stoffe

Spiritus, Branntweine und Liköre. 
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Niederschwanken der Spindel um die Gleichgewichtslage vermieden wird. Nachdem so 
dann das Instrument 1 / 2 — 1 Minute, und zwar bei schwächerem Spiritus länger als bei 
stärkerem, sich selbst überlassen worden ist, wird die Alkoholometerskala in der mittels 
"vorstehender Figuren veranschaulichten Weise abgelesen. 
Es wird diejenige Linie aufgesucht, in welcher der Plüssigkeitsspiegel die Ein 
teilungsfläche der Spindel schneidet. Mit hinreichender Genauigkeit erreicht man dies, wenn 
man das Auge bei aufrechter Stellung des Kopfes dicht unterhalb des Elüssigkeitsspiegels 
so hält, daß mau die bei tieferer Augenstellung (siehe Pig. 273) länglich-rund erscheinende 
Grundfläche der um die Spindel sich bildenden Flüssigkeitserhöhung zu einer nahezu ge 
raden Linie sich zusammendrängen sieht. Fig. 274 zeigt die Flüssigkeitserhöhung als 
gerade Linie, Fig. 273 dieselbe von unten gesehen als länglich-runde Fläche, Fig. 276 
von oben gesehen als wirkliche Erhöhung. 
Die Stellung des Kopfes ist gerade so zu wählen, daß diese Ablesungslinie in der 
mittels Pig. 274 erläuterten Weise noch dicht unter dem dem Auge zugekehrten Rande 
des Elüssigkeitsspiegels sichtbar bleibt und sich scharf von der Alkoholometerskala abhebt. 
Der Prozentwert des der Ablesungslinie zunächst liegenden Skalenstriches kann bei 
gewöhnlichen Ermittelungen als die Angabe des Alkoholometers gelten. Bei genaueren 
Ermittelungen hat man den Zwischenraum zwischen der Ablesungslinie und dem zunächst 
darunter liegenden Skalenstrich mit dem Skalenintervall unterhalb dieses Striches zu ver 
gleichen und den hiernach in Prozentteilen abgesohätzten Betrag jenes Zwischenraumes zu 
dem Prozentwerte des zunächst unter der Ablesungslinie liegenden Skalenstriches hinzu 
zufügen. 
Unmittelbar auf die Alkoholometer-Ablesung folgt die Ablesung des Thermo 
meters. Man erfährt auf diese Weise die zu der betreffenden Temperatur der 
Flüssigkeit gehörige „scheinbare Stärke“ an Alkohol. Diese ist nur bei einer 
bestimmten Temperatur gleich der wahren Stärke, nämlich bei 12 4 / 9 ° R. (= 15,5 0 C. 
= 60°p,); denn die geeichten Alkoholometer geben nur bei dieser Normaltemperatur 
(12%o r.) die 
„wahre Alkoholstärke in Volumprozenten“ (Vol.-Proz. nach Tralles) 
aa > die bei anderen Temperaturen gefundenen scheinbaren Spiritusstärken sind, da 
die Dichtigkeit einer Mischung aus Alkohol und Wasser bei steigender Temperatur 
abnimmt, und zwar in stärkerem Maße, als das Volumen des gläsernen Alkoholo 
meters bei steigender Temperatur zunimmt, bei Temperaturen über + 12 4 / 0 ° R. 
größer, bei Temperaturen unter -f- 12 4 / 9 °R. kleiner als die wahre Spiritusstärke. 
Man hat daher, wie gesagt, außer dem Stand der Spindel in der alkoholischen 
Flüssigkeit auch noch die Temperatur derselben an dem am unteren Ende befind 
lichen Thermometer abzulesen, indem man das Auge in gleicher Höhe mit dem Ende 
d er Quecksilbersäule hält. 
Den geeichten Normalalkoholometern sind gleichzeitig Reduktionstabellen bei- 
geftigt, aus welchen die den einzelnen Temperaturen und Graden entsprechende 
Wa hre Spiritusstärke direkt abgelesen werden kann. Es sei daher auf diese Tabellen 
Verwiesen. 
Sind die alkoholischen Flüssigkeitsmengen zu gering, um eine Messung mit 
d em Alkoholometer vornehmen zu können, so muß man das spezifische Gewicht 
mit dem Pyknometer (S. 449) oder der Westphalschen Wage (S. 450) ermitteln 
Un d die dem spezifischen Gewicht entsprechenden Alkoholprozente nach den Tabellen 
No- XVII oder XVIII (am Schluß) ablesen. 
b) Bestimmung des Alkohols durch Destillation. Wenn die alkohol 
haltigen Flüssigkeiten außer Alkohol und Wasser noch andere Stoffe enthalten, so 
mt eine Bestimmung des Alkohols mit den Alkoholometern nicht möglich^ Es wird 
dann der Alkoholgehalt am zuverlässigsten wie bei Maische (S. 668) durch Destillation 
bestimmt. 
Landwirtschaftliche Stoffe, 3. Auflage. 4 ' !
	        
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