Full text: Die Untersuchung landwirtschaftlich und gewerblich wichtiger Stoffe

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Rohstoffe und Erzeugnisse der Spiritusfabrikation. 
weißen voluminösen Niederschlag bewirkt. Man kann denselben abfiltrieren, durch 
Schwefelwasserstoff zerlegen, das Filtrat von Schwefelbloi zur Trockne verdampfen, 
mit Wasser aufnehmen, titrieren, um die Menge Äpfelsäure annähernd quantitativ 
zu erfahren, oder man erwärmt das von Schwefelwasserstoff befreite Filtrat mit 
Calciumkarbonat, filtriert und weist das äpfelsaure Calcium mikroskopisch an seiner 
Kristallform nach. 
Bier-, Malz- und Stärkezucker-Essig enthalten durchweg Dextrin, 
welches durch Vermischen mit gleichviel starkem Spiritus ausgeschieden werden kann. 
0. Hehner 1 ) will an dem Phosphorsäure-Gehalt der Asche erkennen 
können, ob Bier- bezw. Malzessig vorliegt. Zunächst läßt sich annähernd der ur 
sprüngliche Troekengehalt der Würze berechnen, indem man zu dem Trocken 
substanzgehalt des Essigs die 1,5-fache Menge der gefundenen Essigsäure hinzurechnet 
— denn 120 Teile Essigsäure entsprechen annähernd 180 Teile Glukose —; diese Menge 
ist natürlich zu gering, da bei der Essigbereitung sowohl Alkohol als Essigsäure 
verflüchtigt wird. Wenn man aber auf 100 °/ 0 Trockensubstanz der ursprünglichen 
Malzwürze 0,7—0,8 °/ 0 Phosphorsäure rechnen kann, so müssen 100 °/ 0 berechnete 
Trockensubstanz des Essigs (also Extraktgehalt des Essigs -f- die 1,5-fache Menge 
Essigsäure desselben) mehr als 0,7—0,8 °/ 0 oder mindestens diese Menge Phosphor 
säure enthalten, was auch durch Untersuchung von 5 Sorten echter Malzessige be 
stätigt wurde. Essige, welche auf die vorstehend berechnete Menge Trockensubstanz 
weniger als 0,7 °/ 0 Phosphorsäure enthalten, können nach Hehner nicht mehr als 
reine Bier- bezw. Malzessige angesehen werden. 
Das aus konzentrierter Essigsäure, der Essigessenz, durch Vermischen mit 
etwas Essigäther und Aromastoffen und durch Färben mit Zuckercouleur, hergestellte 
Erzeugnis bezw. der Holzessig hat nur wenig Ah dampf rückstand und Asche, kann 
auch kleine Mengen von Teerbestandteilen (Phenolen, brenzlichen Stoffen usw.) 
enthalten. 
Für die Unterscheidung des Gärungsessigs von dem aus Essigsäure 
(Essigessenz bezw. Holzessig) hergestellten Erzeugnis kann die mikroskopische 
und bakteriologische Untersuchung mit herangezogen werden. 
Ferner werden für diese Unterscheidung von F. Rothenbach * 2 ) folgende 
Reaktionen angegeben: 
50 com des zu prüfenden Essigs werden mit 20—30 ccm reinem, alkoholfreiem 
Chloroform im Scheidetrichter geschüttelt. Emulsionen beseitigt man durch Zusatz von 
Wasser und starkes Abkühlen des Gemisches. Die Chloroformschicht wird dann durch ein 
trocknes Filter filtriert und stark abgekühlt; hierbei tritt eine weißliche Trübung des Chloro 
forms auf. Auf Zusatz von 2—3 ccm Nitriersäure (hergestellt durch Mischen von 10 Teilen 
konzentrierter Schwefelsäure und 11 Teilen rauchender Salpetersäure unter Kühlung), die 
ebenfalls gekühlt ist, bildet sich bei Gegenwart von Gärungsossig zwischen beiden Flüssig 
keiten eine deutliche duukelrote Zone. Nach vorsichtigem Schütteln nimmt die Chloro 
formschicht eine deutlich rote Färbung an, während die untere Schicht farblos bleibt. Die 
Färbung ist längere Zeit beständig. Mit Essenzen hergestellte Erzeugnisse geben keine 
gefärbte Zone. Bei dem Gärungsessig ist die Reaktion um so stärker, jo hochprozentiger 
der Essig ist. 
Oder nach einer anderen Vorschrift: 
„In ein Reagensglas wird mittels Pipette 1 com der zu prüfenden Flüssigkeit ge 
bracht, die Flüssigkeit wird hierauf mit 0,1 ccm 1 / 10 N.-Jodlösung und 0,2 ccm konzen 
trierter Schwefelsäure versetzt, dann umgeschüttelt und abgekühlt.“ 
x ) The Analyst 1891, 16, 81. 
2 ) Zeitsohr. f. Untersuchung d. Nahrungs- u. Genußmittel 1902, 5, 817.
	        
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