704
Rohstoffe und Erzeugnisse der Spiritusfabrikation.
weißen voluminösen Niederschlag bewirkt. Man kann denselben abfiltrieren, durch
Schwefelwasserstoff zerlegen, das Filtrat von Schwefelbloi zur Trockne verdampfen,
mit Wasser aufnehmen, titrieren, um die Menge Äpfelsäure annähernd quantitativ
zu erfahren, oder man erwärmt das von Schwefelwasserstoff befreite Filtrat mit
Calciumkarbonat, filtriert und weist das äpfelsaure Calcium mikroskopisch an seiner
Kristallform nach.
Bier-, Malz- und Stärkezucker-Essig enthalten durchweg Dextrin,
welches durch Vermischen mit gleichviel starkem Spiritus ausgeschieden werden kann.
0. Hehner 1 ) will an dem Phosphorsäure-Gehalt der Asche erkennen
können, ob Bier- bezw. Malzessig vorliegt. Zunächst läßt sich annähernd der ur
sprüngliche Troekengehalt der Würze berechnen, indem man zu dem Trocken
substanzgehalt des Essigs die 1,5-fache Menge der gefundenen Essigsäure hinzurechnet
— denn 120 Teile Essigsäure entsprechen annähernd 180 Teile Glukose —; diese Menge
ist natürlich zu gering, da bei der Essigbereitung sowohl Alkohol als Essigsäure
verflüchtigt wird. Wenn man aber auf 100 °/ 0 Trockensubstanz der ursprünglichen
Malzwürze 0,7—0,8 °/ 0 Phosphorsäure rechnen kann, so müssen 100 °/ 0 berechnete
Trockensubstanz des Essigs (also Extraktgehalt des Essigs -f- die 1,5-fache Menge
Essigsäure desselben) mehr als 0,7—0,8 °/ 0 oder mindestens diese Menge Phosphor
säure enthalten, was auch durch Untersuchung von 5 Sorten echter Malzessige be
stätigt wurde. Essige, welche auf die vorstehend berechnete Menge Trockensubstanz
weniger als 0,7 °/ 0 Phosphorsäure enthalten, können nach Hehner nicht mehr als
reine Bier- bezw. Malzessige angesehen werden.
Das aus konzentrierter Essigsäure, der Essigessenz, durch Vermischen mit
etwas Essigäther und Aromastoffen und durch Färben mit Zuckercouleur, hergestellte
Erzeugnis bezw. der Holzessig hat nur wenig Ah dampf rückstand und Asche, kann
auch kleine Mengen von Teerbestandteilen (Phenolen, brenzlichen Stoffen usw.)
enthalten.
Für die Unterscheidung des Gärungsessigs von dem aus Essigsäure
(Essigessenz bezw. Holzessig) hergestellten Erzeugnis kann die mikroskopische
und bakteriologische Untersuchung mit herangezogen werden.
Ferner werden für diese Unterscheidung von F. Rothenbach * 2 ) folgende
Reaktionen angegeben:
50 com des zu prüfenden Essigs werden mit 20—30 ccm reinem, alkoholfreiem
Chloroform im Scheidetrichter geschüttelt. Emulsionen beseitigt man durch Zusatz von
Wasser und starkes Abkühlen des Gemisches. Die Chloroformschicht wird dann durch ein
trocknes Filter filtriert und stark abgekühlt; hierbei tritt eine weißliche Trübung des Chloro
forms auf. Auf Zusatz von 2—3 ccm Nitriersäure (hergestellt durch Mischen von 10 Teilen
konzentrierter Schwefelsäure und 11 Teilen rauchender Salpetersäure unter Kühlung), die
ebenfalls gekühlt ist, bildet sich bei Gegenwart von Gärungsossig zwischen beiden Flüssig
keiten eine deutliche duukelrote Zone. Nach vorsichtigem Schütteln nimmt die Chloro
formschicht eine deutlich rote Färbung an, während die untere Schicht farblos bleibt. Die
Färbung ist längere Zeit beständig. Mit Essenzen hergestellte Erzeugnisse geben keine
gefärbte Zone. Bei dem Gärungsessig ist die Reaktion um so stärker, jo hochprozentiger
der Essig ist.
Oder nach einer anderen Vorschrift:
„In ein Reagensglas wird mittels Pipette 1 com der zu prüfenden Flüssigkeit ge
bracht, die Flüssigkeit wird hierauf mit 0,1 ccm 1 / 10 N.-Jodlösung und 0,2 ccm konzen
trierter Schwefelsäure versetzt, dann umgeschüttelt und abgekühlt.“
x ) The Analyst 1891, 16, 81.
2 ) Zeitsohr. f. Untersuchung d. Nahrungs- u. Genußmittel 1902, 5, 817.