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Bier und seine Rohstoffe.
13. Nachweis von Neutralisationsmitteln. Der Nachweis von Neutralisations-
mitteln, als welches vorwiegend Natrinmhikarhonat angewendet wird, ist hei der
geringen Menge, in welcher sie angewendet werden, sehr schwierig und aus dem
Aschengehalt allein nicht zu ermitteln.
Ed. Spaeth 1 ) hat für den Zweck folgendes Verfahren angegeben:
500 ccm Bier werden mit 100 ccm 10 °/ 0 -iger Ammoniakflüssigkeit versetzt
und .12 Stunden (nach neueren Mitteilungen Spaeths * 2 ) genügen 4—5 Stunden)
stehen gelassen. Alsdann wird filtriert; zweimal je 60 ccm des Filtrates werden
eingedampft, eingeäschert, die Phosphorsäure nach dem Molybdän-Verfahren bestimmt
und auf primäres Phosphat berechnet. Ferner werden 250 ccm des arnmoniakalischen
Filtrates mit 26 ccm Bleiessig gemischt, geschüttelt und nach 6-stündigem Ahsetzen
filtriert. 200 ccm dieses Filtrates werden durch Abdampfen von Ammoniak befreit
und der Rückstand von 30—40 com wieder auf 200 ccm aufgefüllt und filtriert.
175 ccm des Filtrates säuert man mit Essigsäure an und fällt mit Schwefelwasser
stoff. Nach Beseitigung des entstandenen Niederschlages durch Filtration und nach
Entfernung des Schwefelwasserstoffes durch Hindurchleiten von Luft werden 150 ccm
des Filtrates eingedampft und eingeäschert. Die Asche wird in Wasser gelöst und
nach dem Hinzugehen einer bestimmten Menge 1 j 10 Normal-Schwefelsäure mit 1 I J0
Normal-Kalilauge unter Anwendung von Phenolphthalein als Indikator zurücktitriert.
Ein größerer Verbrauch an 1 /lO Normal-Säure für die Bierasche, welcher dem aus der
gefundenen Phosphorsäuremenge berechneten entspricht, weist auf zugesetzte Neu
tralisationsmittel hin.
14. Nachweis von Zuckercouleur und organischen Farbstoffen. Der Zusatz
von Zuokercouleur läßt sich nach Aubry dadurch nachweisen, daß man in das
in einem zylindrischen Stöpselglase befindliche Bier so lange Ammonsulfat gibt, als
sich davon auflöst, dann ein gleiches Volumen Alkohol zusetzt, kräftig durchschüttelt
und absitzen läßt. Nach einigem Stehen bilden sich in der Flüssigkeit 2 Schichten,
von denen die obere fast alle Farbe enthält, wenn diese nur von den Rösterzeugnissen
des Malzes (Farbmalzes) herrührt, während bei stattgehabter Anwendung von Zucker
couleur und ähnlicher künstlicher Couleur die untere Schicht stärker gefärbt er
scheint.
Gewisse Teerfarbstoffe erkennt man daran, daß das Bier durch Ansäuern mit
Schwefelsäure eine stark rote Färbung annimmt.
15. Nachweis von Saccharin. Wenn der von der Prüfung auf Salizylsäure
erhaltene Rückstand einen süßlichen Geschmack hat, so muß man auf Saccharin
prüfen.
200—500 ccm Bier werden nach Ed. Spaeth 3 ) mit etwas Kupfernitrat ver
setzt, zur Hälfte eingedunstet, dann nach Zusatz von etwas Phosphorsäure und See
sand vollständig zur Trockne verdampft und der Rückstand wiederholt mit Äther-
Petroläther ausgezogen. Die vereinigten, durch Abscheiden im Scheidetrichter
gewonnenen Auszüge werden im Wasserbade abdestilliert, der Rückstand mit
wenigen Tropfen einer sehr verdünnten Natriumkarbonatlösung gelöst und auf Ge
schmack geprüft. Ein süßer Geschmack beweist die Anwesenheit von Saccharin.
Zum sicheren Nachweise und zur quantitativen Bestimmung wird der Rück
stand vom Äther-Petroläther-Auszug mit Natriumkarbonat wie vorhin gelöst, in
einem Porzellanschälchen unter Zusatz von 1—2 g festem Natriumkarbonat zur
*) Forschungsberichte über Lebensmittel usw. 1895, 2, 303.
2 ) Zeitschr. f. angew. Chemie 1898, 4.
3 ) Ebenda 1893, 579.