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Trinkwasser.
sie sind nur weniger tief und sehr häufig Verunreinigungen von außen ausgesetzt, daher,
wie oben angegeben, zu den Oberflächen wässern zu rechnen. Bei artesischen Brunnen ist
diese Möglichkeit ausgeschlossen.
Bei Grundwasser in genügender Tiefe und einem reinen Boden ist eine Ver
unreinigung nicht zu befürchten, wenn die Brunnen den weiter unten gestellten hygienischen
Anforderungen entsprechen, d. h. wenn sie so eingerichtet sind, daß weder von oben noch
von den Seiten offene, unfiltrierte Tagewässer irgendwelcher Art zufließen können.
Aus dem Grunde sind zu beachten:
a) die Tiefe des Brunnens, d. h. die Tiefe der Wasserschicht unter der Erd
oberfläche, aus welcher das Wasser geschöpft wird, ferner der gewöhnliche Stand des
Grundwassers, seine Schwankungen und seine Stromrichtung;
ß) die Beschaffenheit des Bodens, und zwar sowohl der unteren Bodenschichten,
in welchen der Wasserspiegel des Brunnens sich befindet, als auch der Bodenschichten
oberhalb des Wasserspiegels, durch welche unter Umständen das Regen- und Tagewasser
zum Brunnen filtriert; ob das Gelände aus Acker, Wiesen oder Wald besteht;
y) die Art der Wandung des Brunnens, also ob Röhrenbrunnen oder Kessel
brunnen vorliegen, und bei letzteren, ob die Wandung aus Bruch- oder Backsteinen, mit
Kalk- oder Zementmörtel gemauert ist, ob der Wasserbehälter aus Steinmauerung besteht
oder mit Holz, und mit welchem Holz gefaßt ist;
<S) die Lage und Bedeckung des Brunnens, ob die Bedeckung bezw. die
Wölbung des Brunnens sicher wasserdicht ist, so daß von oben kein Wasser eiudringen
kann ; ob dieselbe höher, wie notwendig, oder tiefer liegt als die umliegende Bodenoberfläche,
ob der Brunnen an einem Abhange oder in einer Vertiefung liegt;
e) die Umgebung des Brunnens, ob und in welcher Entfernung vom Brunnen
sich Aborte, Jauchebehälter, Düngergruben oder Stallungen; ob und in welcher Entfernung
sich Rinnsale, Abzugsgräben oder Bäche, die Schmutzwasser aus einem Hause oder aus be
wohnten Ortschaften oder von Fabriken bezw. industriellen Anlagen und von welchen mit
sich führen, befinden.
Hierbei kann aber nicht genug betont werden, daß man bezüglich der Beurteilung
über die etwaigen Beziehungen einer Brunnenverunreinigung zu den unreinen Abläufen
sehr vorsichtig sein muß. Wenn sich z. B. ein Brunnen durch Abort- oder Jauohestoffe ver
unreinigt zeigt, so darf mau nicht ohne weiteres die nächstgolegene Abort- oder Jauchegrube
hierfür verantwortlich machen, es sei denn, daß sich der Zufluß des Inhaltes derselben in
den Brunnen direkt verfolgen oder sehen läßt. Wenn das nicht der Fall ist, so ist zu be
rücksichtigen, daß auch entfernt liegende Abort- oder Jauchegruben an der Verunreinigung
beteiligt sein oder diese allein verursachen können, nämlich dann, wenn auf oder in die
wasserführende Schicht für den betreffenden Brunnen auch der Inhalt dieser Abort
oder Jauchegruben gelangt oder die nächstgelegenen Gruben dieser Art völlig wasserdicht
sind und nichts in den Boden gelangen lassen. Über den zu liefernden Nachweis vergl.
weiter unten.
c) Quell wasser; dasselbe unterscheidet sich nur dadurch vom Grundwasser, daß es
sich im Boden auf undurchlassenden Schichten fortgesetzt mehr oder weniger rasch fort
bewegt und an einer niedriger gelegenen Stelle offen zutage tritt. Für die Zusammen
setzung und Beschaffenheit eines Quellwassers kommen daher dieselben Umstände in Be
tracht wie für das Grundwasser; die Zusammensetzung wie Beschaffenheit des Quellwassers
sind ganz von den Boden- bezw. Gebirgsschichten abhängig, welche es durchfließt. Viel
fach wird das Quellwasser für besonders rein gehalten. Dieses trifft aber nur bedingungs
weise zu. Wenn die Bodenschichten, die es durchrieselt, genügend dicht, tief und frei von
Verunreinigungen sind, so kann ein Quellwasser sehr rein und stets gleichmäßig kühl sein,
wenn es gleichzeitig in den Boden- bezw. Gebirgsschichten einen genügend langen Weg
zurückgelegt hat. Wenn das Regenwasser aber in offenen Spalten und Rissen versickert, so
kann es auch recht häufig verunreinigt sein, und zwar um so mehr, je mehr die oberen Boden
schichten Verunreinigungen ausgesetzt sind. Solche Quellwässer zeigen dann häufig, be
sonders nach starken Regengüssen, sogar eine trübe Beschaffenheit sowie eine schwankende