Full text: Die Untersuchung landwirtschaftlich und gewerblich wichtiger Stoffe

802 
Trinkwasser. 
großer Vorsicht darf ein geringer Keimgehalt der so erlangten Wasserproben nicht zu 
streng beurteilt werden. 
Mittels der Apparate für Probeentnahmen aus der Tiefe sind auch bei etwaigen Unter 
suchungen der tieferen Schichten offener Gewässer oder von Sammelbrunnen die Proben zu 
entnehmen. Für die Probenahme aus den oberen Schichten solcher Wässer gut geeignet 
sind sterilisierte, mit Kautschukstopfen und Gummikappe verschlossene Keagensgläser. 
Betreffs der Zahl der zu entnehmenden Proben machte. Mez 1 ) folgende Vorschläge; 
Bei Brunnen und Zapfhähnen wird zunächst der erste Hub bezw. das zuerst ab 
laufende Wasser in sterilisierten Gefäßen aufgefangen. Diese ersten, längere Zeit in der 
Brunnenröhre oder in der Leitung gestandenen Wassermengen sind für die Artenfest- 
stellung von Bedeutung, da in ihnen eine stärkere Vermehrung der Bakterien statt 
gefunden hat und manche sonst leicht zu übersehende Art deutlicher hervortritt. Zum 
Auffangen des Wassers benutzt man sterilisierte, mit Wattestopfen verschlossene 500-ccm- 
Kolben oder sterilisierte Glasflaschen von 200—260 ccm Inhalt mit eingeschliffenem Stopfen, 
die durch eine übergebundene Schicht sterilisierter Watte und eine Papierkappe keimdioht 
abgeschlossen sind. In diesen Flaschen kann die Wasserprobe, nachdem der Watteverschluß 
wieder angebracht ist, auch versandt werden, während aus den Kolben kleinere Proben 
in geeignete Versandgefäße flbergefüllt werden müssen. 
Nach dieser ersten Probenahme läßt man einige Zeit das Wasser abpumpen oder aus- 
laufen und entnimmt nun eine zweite Probe für die Bestimmung der Bakterien zahl. 
Bei Kesselbrunuen kann man ferner, um die Beschaffenheit des Wassers im Kessel 
kennen zu lernen, nach etwa ^-ständigem Pumpen eine dritte Probe entnehmen. 
Während dieser Zeit werden etwa 16—20 1 Wasser in Flaschen aufgefangen und 
■durch gutes Filtrierpapier an einem staubfreien Ort filtriert. Sodann wird das Filter 
durchgestoßen und der auf ihm verbliebene Rückstand mit einer kleinen Taschenspritze in 
•etwa 200 g fassende sterilisierte Pulvergläser mit weiter Öffnung und Glasstopfen hinein- 
gespritzt. Diese Probe dient für die mikroskopische Untersuchung. Kolkwitz * 2 ) 
empfiehlt an Stelle des Filtrierpapiers ein feines Netz (Planktonnetz). 
Nach der Probenahme ist, wenn möglich, der Kessel des Brunnes nach vorsichtiger 
Entfernung der Bedeckung zu befahren und auf seitliche Zuflüsse und die etwaige Vegetation 
der Wände zu achten. Weiße und sehwarzgrüne schleimige Streifen, die vielleicht aus 
Zooglöen von Pilzen oder blaugrünen Algen bestehen (Indikatoren für Verunreinigung bei 
Abschluß oder geringem Zutritt von Luft), grüne Algenbeläge. Tierreste, Staub usw., die 
auf eine Verbindung des Kessels mit der Außenwelt schließen lassen, sind zu beachten 
und Proben davon zu entnehmen. Die Pilz- und Algenbeläge entfernt man mit einem 
scharfen Bleohlöffel und bringt sie in kleinen Gläsern unter. Etwaige Schlammablagerungen 
am Boden des Brunnens entnimmt man mit einem Schöpfer. Auch die sich dort immer 
zuerst entwickelnden Eisenbakterien kann man auf diese Weise gut fassen. Ein besonders 
geeigneter Schöpfer für solche Zwecke wird von E. Thum, Leipzig, Johannisallee 3, im 
Preise von 5—8 Mk. hergestellt. 
Bezüglich der Probenahme in den Fällen, in denen es sich um den Nachweis von 
Krankheitserregern handelt, kann hier nur auf die Vorschriften in den bakteriologischen 
Handbüchern verwiesen werden, da solche Untersuchungen nur von geübten Bakteriologen 
ausgeführt werden können. 
Die entnommenen Wasserproben werden am zuverlässigsten gleich an Ort 
und Stelle für die bakteriologische Untersuchung weiter verarbeitet, und 
zwar zu Rollröhrchen- oder Sohalenkulturen (vergl. weiter unten). 
Die Rollröhrchen wie Schalen werden zunächst genügend mit Papier, dann mit 
Watte umhüllt, aufeinandergelegt, dann mehrmals mit Papier und Watte umgeben, um sie 
genügend gegen Kälte wie Wärme zu schützen, und im Laboratorium weiter untersucht. 
Müssen dagegen die Wasserproben verschickt werden, so schmilzt man die Apparate 
(Kapillaren) an den Röhrchen schnell zu, versieht sie mit Etiketten und verpackt sie nach 
J ) C. Mez, Die mikroskopische Wasseranalyse. Berlin 1898. 
2 ) Mitteilung d. Kgl. Prüfungsanstalt f. Wasserversorgung, Heft II, 23.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.