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Trinkwasser.
großer Vorsicht darf ein geringer Keimgehalt der so erlangten Wasserproben nicht zu
streng beurteilt werden.
Mittels der Apparate für Probeentnahmen aus der Tiefe sind auch bei etwaigen Unter
suchungen der tieferen Schichten offener Gewässer oder von Sammelbrunnen die Proben zu
entnehmen. Für die Probenahme aus den oberen Schichten solcher Wässer gut geeignet
sind sterilisierte, mit Kautschukstopfen und Gummikappe verschlossene Keagensgläser.
Betreffs der Zahl der zu entnehmenden Proben machte. Mez 1 ) folgende Vorschläge;
Bei Brunnen und Zapfhähnen wird zunächst der erste Hub bezw. das zuerst ab
laufende Wasser in sterilisierten Gefäßen aufgefangen. Diese ersten, längere Zeit in der
Brunnenröhre oder in der Leitung gestandenen Wassermengen sind für die Artenfest-
stellung von Bedeutung, da in ihnen eine stärkere Vermehrung der Bakterien statt
gefunden hat und manche sonst leicht zu übersehende Art deutlicher hervortritt. Zum
Auffangen des Wassers benutzt man sterilisierte, mit Wattestopfen verschlossene 500-ccm-
Kolben oder sterilisierte Glasflaschen von 200—260 ccm Inhalt mit eingeschliffenem Stopfen,
die durch eine übergebundene Schicht sterilisierter Watte und eine Papierkappe keimdioht
abgeschlossen sind. In diesen Flaschen kann die Wasserprobe, nachdem der Watteverschluß
wieder angebracht ist, auch versandt werden, während aus den Kolben kleinere Proben
in geeignete Versandgefäße flbergefüllt werden müssen.
Nach dieser ersten Probenahme läßt man einige Zeit das Wasser abpumpen oder aus-
laufen und entnimmt nun eine zweite Probe für die Bestimmung der Bakterien zahl.
Bei Kesselbrunuen kann man ferner, um die Beschaffenheit des Wassers im Kessel
kennen zu lernen, nach etwa ^-ständigem Pumpen eine dritte Probe entnehmen.
Während dieser Zeit werden etwa 16—20 1 Wasser in Flaschen aufgefangen und
■durch gutes Filtrierpapier an einem staubfreien Ort filtriert. Sodann wird das Filter
durchgestoßen und der auf ihm verbliebene Rückstand mit einer kleinen Taschenspritze in
•etwa 200 g fassende sterilisierte Pulvergläser mit weiter Öffnung und Glasstopfen hinein-
gespritzt. Diese Probe dient für die mikroskopische Untersuchung. Kolkwitz * 2 )
empfiehlt an Stelle des Filtrierpapiers ein feines Netz (Planktonnetz).
Nach der Probenahme ist, wenn möglich, der Kessel des Brunnes nach vorsichtiger
Entfernung der Bedeckung zu befahren und auf seitliche Zuflüsse und die etwaige Vegetation
der Wände zu achten. Weiße und sehwarzgrüne schleimige Streifen, die vielleicht aus
Zooglöen von Pilzen oder blaugrünen Algen bestehen (Indikatoren für Verunreinigung bei
Abschluß oder geringem Zutritt von Luft), grüne Algenbeläge. Tierreste, Staub usw., die
auf eine Verbindung des Kessels mit der Außenwelt schließen lassen, sind zu beachten
und Proben davon zu entnehmen. Die Pilz- und Algenbeläge entfernt man mit einem
scharfen Bleohlöffel und bringt sie in kleinen Gläsern unter. Etwaige Schlammablagerungen
am Boden des Brunnens entnimmt man mit einem Schöpfer. Auch die sich dort immer
zuerst entwickelnden Eisenbakterien kann man auf diese Weise gut fassen. Ein besonders
geeigneter Schöpfer für solche Zwecke wird von E. Thum, Leipzig, Johannisallee 3, im
Preise von 5—8 Mk. hergestellt.
Bezüglich der Probenahme in den Fällen, in denen es sich um den Nachweis von
Krankheitserregern handelt, kann hier nur auf die Vorschriften in den bakteriologischen
Handbüchern verwiesen werden, da solche Untersuchungen nur von geübten Bakteriologen
ausgeführt werden können.
Die entnommenen Wasserproben werden am zuverlässigsten gleich an Ort
und Stelle für die bakteriologische Untersuchung weiter verarbeitet, und
zwar zu Rollröhrchen- oder Sohalenkulturen (vergl. weiter unten).
Die Rollröhrchen wie Schalen werden zunächst genügend mit Papier, dann mit
Watte umhüllt, aufeinandergelegt, dann mehrmals mit Papier und Watte umgeben, um sie
genügend gegen Kälte wie Wärme zu schützen, und im Laboratorium weiter untersucht.
Müssen dagegen die Wasserproben verschickt werden, so schmilzt man die Apparate
(Kapillaren) an den Röhrchen schnell zu, versieht sie mit Etiketten und verpackt sie nach
J ) C. Mez, Die mikroskopische Wasseranalyse. Berlin 1898.
2 ) Mitteilung d. Kgl. Prüfungsanstalt f. Wasserversorgung, Heft II, 23.