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Verunreinigung der Gewässer, deren Schädlichkeit und Nachweisung,
bedingt sein können; andererseits sind die Pflanzen bezw. Bäume auf etwaige durch
Pilze oder Insekten verursachte Krankheiten und Abnormitäten zu untersuchen.
Wenn ein an Grundnässe leidendes, versumpftes Grundstück vorliegt, kann auch
die Abnormität in der Vegetation zum größeren oder geringeren Teil hierdurch
mitbedingt sein.
Wo es ferner möglich ist, soll man sich über das Wachstum der Pflanzen
und Bäume, bezw. über die Erträge vor und nach der Einwirkung des verunreinigten
Wassers, sei es nach einer sorgfältigen und hinreichend sicheren Buchführung
oder durch Zeugenaussagen, Aufschluß verschaffen.
Aber hiermit darf man sich noch nicht begnügen. Wenn eine offenbare Be
schädigung der Vegetation vorliegt, welche durch andere Ursachen nicht erklärt
werden kann, so muß man die schädlichen Bestandteile des Wassers auch in oder
an den Pflanzen nachweisen können.
Zwar gehen manche pflanzenschädliche Bestandteile, z. B. arsenige Säure —•
sie wirkt desorganisierend auf das Protoplasma der Wurzeln — nur in äußerst
geringer Menge in die oberirdischen Pflanzenteile über, andere schädliche Stoffe,
wie Rhodanammonium, erfahren, wenn sie überhaupt aufgenomraen werden, alsbald
eine Zersetzung, so daß man sie schwerlich in den Pflanzen auffinden wird, aber
eine Reihe von derartigen schädlichen Stoffen wird direkt von den Pflanzen aufge
nommen und kann darin in erhöhter Menge nachgewiesen werden, so die Chloride.
Metall sulfate usw.
Behufs Bestimmung derselben werden zu einer Zeit mit lebhaftem Wachstum
(am besten im Juni bis Mitte Juli) gute und hinreichende Durchschnittsproben der
Pflanzen bezw. Blätter und Zweige der Bäume von den beschädigten und ebenso
gleichzeitig von denselben Pflanzen und Bäumen von nicht beschädigten, möglichst
nahe gelegenen Grundstücken mit tunlichst derselben Bodenart entnommen und
beide in ganz gleicher Weise nach dem Veraschen auf die fraglichen Bestandteile
untersucht (vergl. unter „Pflanzenasche“ S. 194 u. ff.).
Bei Bäumen sammelt man zweckmäßig Wurzeln, Holz, Zweige und Blätter
für sich und unterwirft diese getrennt der Untersuchung, ebenso Samen und Knollen
bezw. Wurzeln getrennt von Stengeln bezw. Blättern. Auch gibt unter Umständen
eine Untersuchung der Asche auf Stickstoff, Fett, Rohfaser usw. Aufschluß darüber,
wie durch die Einwirkung des verunreinigten Wassers die Beschaffenheit der land
wirtschaftlichen Nutzpflanzen beeinträchtigt worden ist.
(!, Schädlichkeit für das Grund- bezw. Brunnenwasser. Ein verunreinigtes
Bach- oder Flußwasser kann unter Umständen auch dadurch schädlich wirken, daß
es in den Boden versickert, weiter ins Grundwasser gelangt und dadurch Brunnen
verunreinigt. Dasselbe ist der Fall, wenn das Eegenwasser von Schutt- und
Schlackenhalden oder Schwefelkiesabbränden oder endlich das Abwasser aus Klär-
und Reinigungsanlagen in den Boden versickert.
Man muß in solchen Fällen die fraglichen Bestandteile entweder direkt im
Grund- bezw. Brunnenwasser nachweisen können oder wenigstens deren Umsetzungs
erzeugnisse. So setzen sich, wie schon erwähnt, die Metallsulfate bezw. freie
Schwefelsäure oder Salzsäure im Boden mit dem kohlensauren Calcium bezw.
kohlensauren Magnesium zu Sulfaten der letzteren und unlöslichen Karbonaten der
Metalle um; man wird daher in solchen Fällen, wenn auch nicht die ursprünglichen
Sulfate bezw. freien Säuren, so doch eine erhöhte Menge schwefelsaures bezw. Chlor
calcium oder Chlormagnesium im Wasser vorfinden.