Full text: Die deutschen Getreidezölle

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die Menschen erhält, denen die Landwirtschaft keine genügen 
den Existenzbedingungen zu bieten vermag. 
Auch das ist nicht richtig, daß die niedrigen Getreide 
preise schuld an den niedrigen Löhnen seien. Denn solange die 
Getreidepreise hoch waren, wurden niedrigere ländliche Löhne 
gezahlt und erst durch die Konkurrenz der aufblühenden In 
dustrie auf dem Arbeitsmarkte stiegen auch die ländlichen 
Löhne. Will man freilich durch Hochsohutzzollpolitik die 
Industrie in ihrem Export ins Ausland schädigen, dann folgen, 
wie wir schon erlebt haben, Arbeiterentlassungen. Dadurch 
steigt das Angebot von Arbeitskräften auf dem Arbeitsmarkte 
und ein Sinken der industriellen Löhne ist die Folge. Daran 
schließt sich dann unfehlbar ein Sinken der ländlichen Löhne. 
Es wäre frevelhaft, derartige wirtschaftliche Folgen herbei 
führen zu wollen. 
* 
Kann die deutsche Landwirtschaft das 
deutsche Volk allein ernähren? 
Als der neue Zolltarif in Kraft trat, waren die Weltmarkt 
preise gerade im Steigen. Die Zölle erhöhten aber den Inland 
preis noch ein Viertel über diese Weltmarktpreise. Ferner 
führt die Landwirtschaft, wie wir gesehen haben, wieder Roggen 
und Hafer aus, und sie sieht darin eine Bestätigung ihrer Be 
hauptung, daß sie bei entsprechenden Preisen ihre Erträge leicht 
so steigern könne, um den deutschen Bedarf ganz zu decken. 
Die Durchsohnittserträge pro Hektar sind folgendermaßen 
gestiegen (in kg): 
für Roggen 
für Weizen 
für Gerste 
für Hafer 
1882—1891 
1162 ' 
1487 
1576 
1414 
1893—1897 
1390 
1694 
1630 
1446 
1898—1902 
1476 
1844 
1806 
1706
	        
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