Full text: Krieg und Banken

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Auch der Wechselverkehr hat fast vollständig auf 
gehört. Dieser große Geschäftszweig der Banken erfuhr eine 
völlige Unterbindung und hat auch heute noch keine Belebung 
erfahren. Vielmehr spielt sich der deutsche Geld- und Kredit 
verkehr jetzt, besonders soweit Lieferungen für den Heeres 
bedarf in Betracht kommen, im wesentlichen in der Form der 
Regulierung in bar oder durch Scheck ab. Das Fehlen der Ein 
fuhr vieler Arten von Rohstoffen zwang die deutsche Industrie, 
ihre Läger aufzuarbeiten, und bewirkte dadurch eine starke Qeld- 
flüssigkeit, die sich naturgemäß in den Kassen der Banken zeigte. 
Die großen Geldvorräte suchten im Laufe der Monate wiederum 
Anlage und fanden sie in der fünfprozentigen deutschen Kriegs 
anleihe, die auch dem verwöhnten Kapitalisten neben unbedingter , 
Sicherheit ausgezeichnete Verzinsung bot. Alle diese Umstände 
zeigen sich in den am 31. Dezember 1914 vorgelegten Bilanzen 
der Banken. Wir geben nachstehend eine Übersicht der acht 
Berliner Großbanken im Vergleich mit den Endziffern des Jahres 
1913, die ein sinnfälliges Bild des kräftigen Standes unserer 
führenden Bankinstitute ergeben. Wir beschränken uns auf die 
Berliner Institute, um nicht zu sehr ins Detail zu gehen, zumal 
auch bei der gesamten übrigen Bankwelt das Bild dem nach 
folgenden entspricht, soweit dies die erschienenen Berichte er- 
erkennen lassen (Tabelle Seite 20 u. 21). 
Die flüssigen Mittel haben eine große Steigerung er 
fahren. Die Kreditoren sind wesentlich angewachsen, eben 
falls allerdings auch die Debitoren^ letztere zum großen 
Teil wohl deswegen, weil die Heereslieferungsgeschäfte sich bei 
der langsamen Zahlweise der in Betracht kommenden Ämter in 
starkem Maße der Banken als Vermittlung bedienen mußten. Das 
Reinerträgnis der acht Großbanken bleibt hinter demjenigen des 
Jahres 1913 nur um 20 Millionen zurück, ein Beweis dafür, daß 
durchweg trotz des Krieges die Entwicklung der Banken gesund 
geblieben ist. Hervorzuheben ist aus den Ziffern schließlich noch 
der nicht unerhebliche Rückgang des Akzeptkontos, 
der im wesentlichen darauf zurückzuführen ist, daß der in der 
Form des Akzeptes in normalen Zeiten durchgeführte Rembours 
kredit im Auslandsverkehr in Wegfall gekommen ist und die 
laufenden Akzepte aus früherer Zeit zur Abdeckung gelangt sind. 
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