Full text: Merck's Warenlexikon für Handel, Industrie und Gewerbe

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Obstkraut 304 Öle, fette 
an Mineralsalzen und Aromastoffen. Das O. 
wird sowohl frisch wie gekocht genossen und 
für längere Aufbewahrung in verschiedener 
Weise durch Trocknen (Dörrobst) oder Ein 
kochen mit Zucker zubereitet, sowie zu Frucht 
säften, Gelees und Marmeladen verarbeitet. 
Obstkraut (Apfel-, Birnenkraut) nennt 
man die durch Eindicken von Obstsäften (be 
sonders Kernobst) ohne Zückerzusatz bis zur 
Sirupkonsistenz gewonnenen Erzeugnisse, die 
besonders im Rheinlande in großen Mengen 
hergestellt werden. Die Verarbeitung von Ab 
fällen der amerikanischen Ringäpfelindustrie 
(Kerngehäuse, Schalen) sowie der Zusatz von 
Zucker und Stärkesirup hat als Verfälschung 
zu gelten und muß deutlich gekennzeichnet 
werden. Die Bezeichnung des O. als Gelee ist 
nicht zulässig. 
Obstwein und Beerenwein nennt man alko 
holische, weinähnliche Getränke, welche statt 
aus Trauben aus dem Safte von Obst- und 
Beerenfrüchten gewonnen werden. Zu ihrer 
Herstellung werden die zerquetschten oder ge 
mahlenen Früchte ausgepreßt und dann für sich 
oder nach Zusatz von Zuckerwasser der Gärung 
überlassen. Direkt verwendbar ist der Apfel 
most, während der Birnenmost meist infolge 
seines geringen Säuregehaltes ein fade-schmecken- 
des Getränk liefert und daher meist mit Apfel 
most verschnitten wird. Im Gegensatz zu ihm 
enthalten die Beerenfrüchte meist zuviel Säure 
und zu wenig Zucker und müssen daher einen 
Zusatz von Wasser, und Zucker erhalten. Die 
Gärung läßt man entweder freiwillig oder mit 
Weinhefe, am besten bei 15—20 0 , verlaufen und 
füllt nach beendeter Hauptgärung und dem Ab 
satz der Hefe, auf geschwefelte Fässer ab, da 
mit hier noch eine Nachgärung erfolgt. Zur 
völligen Klärung, die übrigens meist von selbst 
eintritt, kann noch eine Schönung mit Milch 
oder Hausenblase erfolgen. Die trinkfertigen 
O. sind meist alkoholarm, besitzen aber sonst 
die Zusammensetzung der Traubenweine, ab 
gesehen von dem Vorwiegen der Äpfel- und 
Zitronensäure an Stelle der Weinsäure. Von 
den O. spielt der Apfelwein, der besonders in 
der Frankfurter Gegend, aber auch am Rhein, 
in Franken, Thüringen, Sachsen und der Schweiz 
erzeugt wird, die Hauptrolle. Unter den Beeren 
weinen sind Heidelbeer-, Johannisbeer- 
und Stachelbeerwein die wichtigsten. Die O. 
finden als angenehme, alkoholarme Getränke 
vielfach Anwendung. Zu beachten ist, daß sie 
den für weinähnliche Getränke erlassenen Be 
stimmungen des Weingesetzes unterliegen (s. 
Wein) und daher u. a. weder Teerfarben oder 
Salizylsäure noch Stärkesirup enthalten dürfen. 
Ocker (Ocher, frz. Ocre, engl. Ochre) nennt 
man lockere, abfärbende tonige Erden, die 
durch mehr oder weniger Eisenoxyd verschie 
den gefärbt sind, und von hellgelb, bräunlich- 
gelb, zuweilen hoch- oder goldgelb bis zu ge 
dämpftem Rot wechselnde Farben zeigen. Der 
artige Mineralien, die aus verwitterten eisen 
haltigen Gesteinen hervorgegangen sind, werden 
an vielen Orten und oft in großer Anhäufung, 
namentlich in der Nähe von Eisenlagern, ge 
funden und teils im natürlichen Zustande, teils 
geschlämmt und präpariert in den Handel ge 
bracht. Die O. bilden wohlfeile Farbkörper, die 
sich zu Außenanstrichen sowohl als Öl- wie als 
Leimfarbe verwenden lassen. Zur Ölfarbe soll 
man kalkhaltige, gutdeckende Sorten nehmen, 
während die tonerdereichen sich mehr für die 
Wassermalerei eignen. Man unterscheidet ge 
wöhnlich; Gelb (Gelberde), Gold-, Orange- 
und Ölocker, und als teuersten den hochgelben 
Satinocker (Satinober), zu dem auch die fran 
zösischen Sorten gehören. Die natürlichen hellen 
O. lassen sich durch stärkeres oder gelinderes 
Glühen in dunklere Farbentöne von Rot und 
Braunrot überführen und heißen dann ge 
brannter O., kommen auch wohl unter beson 
deren Namen, wie Hausrot, Berlinerrot, 
Nürnbergerrot, Preußischrot in den Handel. 
Zu ihnen rechnet man Ln der Regel auch das 
Eisenrot oder den Kolkothar (s. d.). Der 
feinste gebrannte O. ist die Sienaerde, die 
auch zur Kunstmalerei dient. Zwischen rotem 
Bolus und O. besteht kein wesentlicher Unter 
schied, nur sind die letzteren mehr erdig locker, 
da ihr Ton nicht so fett, sondern durch Kalk 
mergelig ist. 
Ochsengalle (Rindsgalle, lat. Fel tauri, frz. 
Fiel de boeuf, engl. Ox gall), der Inhalt der 
Gallenblase von Rindern, findet im gerei 
nigten Zustande mehrfache technische wie me 
dizinische Verwendung. Die Reinigung der 
rohen Gallenflüssigkeit erfolgt durch Erhitzen 
bis zum Aufkochen und Abfiltrieren von den 
geronnenen Teilen. Sie hat dann noch eine 
grünliche Farbe, kann aber mit Knochenkohle 
und anderen Klärmitteln entfärbt werden. Die 
Galle ist ein sehr kompliziert zusammengesetz 
tes Gemisch und enthält, neben den Na 
tronverbindungen der Glykocholsäure und Tau- 
rocholsäure, Cholesterin, Cholin (Neurin), Lezi 
thin, Taurin und Farbstoffe. Sie wird vielfach 
für sich wie als Bestandteil von Seife (Fleck 
seife) zur Entfernung von Flecken aus Stoffen, 
die durch weniger milde Mittel leiden würden, 
gebraucht. Bei der Miniaturmalerei auf Elfen 
bein bewirkt sie das Anhaften der Farben und 
bei der Herstellung von Marmorpapier (tür 
kischer Marmor) sowie geaderter Bücherschnitte 
die Entstehung aderförmiger Gebilde. — Medi 
zinisch wird gereinigte Galle gegen Magen-, 
Leber- und Milzleiden verordnet. Sie wird in 
den Apotheken eingedickt (lat. Fel tauri in- 
spissatum, frz. Extrait de fiel de boeuf, engl. 
Purified ox gall), als eine zähe pechärtige 
dunkle Masse, wie auch als ein trockenes gelb 
liches Pulver, erhalten durch Ausziehen der 
Galle mit Weingeist, Entfärben mit Knochen 
kohle und Abdunsten des Lösungsmittels, vor 
rätig gehalten. Die letztere Form bildet das 
gallensaure Natron (lat. Natrium choleini- 
cum). 
Odol, das mit großer Reklame vertriebene 
Mundwasser (s. d.) der Lingner-Werke, besteht 
aus einer wäßrigalkoholischen Auflösung von 
Pfefferminzöl, Saccharin, Salizylsäure und Sali 
zylsäureestern des Menthols und wahrscheinlich 
des Kresols. 
Öle, fette (lat. Oleum, frz. Huile, engl, Oil)- 
Zum Unterschiede von den in besonderen Auf 
sätzen besprochenen ätherischen Ölen und 
Mineralölen sind die fetten Ö. (lat. Olea
	        
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