Quecksilberoxyd
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Querzitronrinde
lung offizineil sind. Das Oxydsalz dient auch zur
Bereitung einer gelben Quecksilbersalbe, ferner
in der Technik als Hutmacherbeize und beim
Vergolden als sog. Quickwasser.
Quecksilberoxyd (roter Präcipitat, lat.
Hydrargyrum oxydatum rubrum, frz. Oxyde mer-
curique rouge, engl. Redoxyde of xnercury), HgO,
ein gelbrotes, in Wasser etwas lösliches, widrig
metallisch schmeckendes Pulver von höchst gif
tiger Wirkung, entsteht beim Abdampfen einer
Lösung von Quecksilbernitrat und Erhitzen des
Rückstandes in einer Porzellanschale. Eine Ver
bindung von gleicher Zusammensetzung, aber
mehr gelber Farbe (H. via humida paratum) er
hält man durch Fällung einer Quecksilbernitrat
lösung mit Natronlauge. Q. dient in der Medizin
als äußerliches Mittel, in der Technik als Por
zellanfarbe.
Quecksilbersulfat (lat. Hydrargyrum sulfuri-
cum, frz. Sulfate de mercure, engl. Sulfate of
mercury) entsteht beim Erwärmen von Queck
silber mit konz. Schwefelsäure, und zwar als
Oxydulsalz, Hg 2 S0 4 , wenn das Metall, als Oxyd
salz, HgSÖ 4 , wenn die Säure überwiegt. Das
letztere bildet ein schweres, weißes Kristallpulver,
das beim Erhitzen zuerst gelb, dann braun wird
und zur Darstellung des Sublimats, Kalomels und
anderer Quecksilbersalze dient. Bei Behandlung
mit Wasser liefert es ein zitronengelbes basisches
Salz (Turpethum minerale), das beschränkte
Anwendung gegen Hautkrankheiten findet.
Quecksilbersulfid. Reibt man gleiche Teile
Q. und Schwefel hinreichend lange zusammen,
so entsteht ein feines tiefschwarzes Pulver, das
schwarze Schwefelquecksilber, minerali
scher Mohr, Quecksilbermohr (lat. Hydrar
gyrum sulfuratum nigrum, frz. Sulfure noir de
mercure, engl. Black sulfide of mercury), das
früher unter der Bezeichnung Aethiops mine
ral is eine beschränkte medizinische Anwendung
fand. Das rote Schwefelquecksilber (lat.
Hydrargyrum sulfuratum rubrum, frz. Sulfure
mercurique,. engl. Red sulfide of mercury) findet
sich in der Natur als natürlicher Zinnober
(s. d.) und wird nach verschiedenen Verfahren
künstlich dargestellt. In erster Linie bedient man
sich zur Gewinnung von künstlichem Zin
nober des schwarzen Q. oder auch einfach eines
Gemisches von Quecksilber und Schwefel, die
aus konischen Tontiegeln in gußeisernen Appa
raten sublimiert werden. Die sublimierte Ware
heißt Stückenzinnober und wird zum Teil in
den schönsten, auserlesensten Teilen direkt in den
Handel gebracht, hauptsächlich aber zunächst in
ein feines Pulver verwandelt. Je weiter die Ver
mahlung getrieben ist, um so heller und feuriger
erscheint die Farbe. Nach dem Mahlen und
Schlämmen wird die Masse noch durch Kochen
mit Pottasche von dem ungebundenen Schwefel
befreit und schließlich in der Wärme getrocknet.
Auf nassem Wege verwandelt man das schwarze
Q. durch Kochen mit Kalilauge und anderen,
geheim gehaltenen Chemikalien in die rote Ver
bindung (Vermillon), deren Farbe durch einen
geringen Gehalt von etwa l °/o Antimon noch ver
schönert wird. Zinnober ist ein geruch- und ge
schmackloses, außerordentlich schweres Pulver
vom spez. Gew. 7,800—8,100. Wegen seiner in
tensiv-roten Färbung wird er als Malerfarbe
außerordentlich geschätzt, jedoch haben die An
striche den Nachteil, am Lichte nach und nach
dunkler und schließlich sogar schwarz zu werden.
Außerdem findet Q. beschränkte Anwendung als
Schminke und in der Medizin. Wegen seiner
völligen Ungiftigkeit kann es auch zum Färben
von Kautschukwaren benutzt werden.
Quecksilbertannat (gerbsaures Queck
silberoxydul, lat. Hydrargyrum tarmicum oxy-
dulatum, frz. Tannate de mercure, engl. Taninate
of mercury), eine Verbindung der Gerbsäure mit
Quecksilberoxydul, erscheint in bräunlichgrünen
Schuppen, die beim Zerreiben ein grünes Pulver
geben. Es wird seit 1884 in der Medizin als
mildes Antiseptikum verwandt.
Quendel (Feldkümmel, wilder Thymian,
lat. Herba serpylli, frz. Herbe de thym sauvage
ou serpolet, engl. Mother of thyme), das an
genehm aromatisch riechende und bitterlich zu
sammenziehend schmeckende Kraut der bekann
ten ausdauernden Labiale Thymus Serpyl-
lum, wird in der Blüte gesammelt und zu stär
kenden Bädern, Umschlägen, Kräuterkissen und
Krankentees sowie zur Herstellung eines alko
holischen Destillates, Spiritus serpylli, benutzt.
Aus dem trockenen Kraute gewinnt man durch
Destillation mit Wasser das Feldthymian- oder
Serpylliöl (lat. Oleum serpylli, frz. Essepce
de thym sauvage ou serpolet, engl. Oil of wild
thyme), ein dünnflüssiges, farbloses bis gold
gelbes, später bräunliches ätherisches Öl vom
spez. Gew. 0,89—92, das den Geruch der Pflanze
in höchstem Grade besitzt und neben Thymol
Karvakrol und Zymol enthält.
Querzit (Eichelzucker), eine besondere, in
den Eicheln enthaltene Zuckerart, bildet harte
farblose Kristalle von süßem Geschmack, ist nicht
gärutigsfähig und löst sich in Wasser und Wein
geist.
Querzitronrinde (lat. Cortex quercus tinc-
toriae, frz. Ecorce de tinctoire ebene, engl. Quer-
citron bark) besteht aus der inneren gelblichen
Rinde der in den Südstaaten von Nordame
rika heimischen Färbereiche Quercus tinc-
toria. Sie kommt nur selten in ganzen Stücken,
hingegen fast stets in zerkleinertem Zustande,
teils fein, teils grob gemahlen von Neuyork,
Baltimore und Philadelphia aus in den Handel.
Das Pulver besitzt eine bräunlichgelbe Farbe,
schwachen, nicht unangenehmen Geruch und
bitteren Geschmack und färbt den Speichel gelb.
Der Farbstoff der Q„ das Querzitrin, gehört
zu den Glykosiden und bildet kleine schwefel
gelbe Kristalle, die in Wasser schwer, in alka
lischen Laugen leicht löslich sind. Die wäßrige
Abkochung der Rinde ist orangerot und wird
zum Färben benutzt, muß aber für diesen Zweck
durch Zusatz von Leimlösung von Gerbstoff und \
anderen störenden Beimengungen befreit wer
den. Ein reineres Präparat wird auch durch Aus
kochen der Q. mit Schwefelsäure erhalten, wobei
eine Spaltung eintritt und ein schönerer Farb
stoff, das Querzetin, zurückbleibt. Von den
Nordamerikanern und Engländern wird auch flüs
siges und trockenes braunes Extrakt (Qu er-
zitronextrakt) als ein reineres Farbmaterial
hergestellt, während der durch Auskochen mit
Sodalösung und Fällen mit verdünnter Schwefel
säure erhaltene, noch unreine Farbstoff als Teig